Seite - 93 - in Mobile Culture Studies - The Journal, Band 1/2015

Mobile Culture Studies. The Journal 1 2o15 Sabine August | Schweizer auf dem Weg nach Amerika 93 so dass die Unterkunft auf das nötigste beschränkt blieb. Das Zwischendeck war ein Proviso- rium zwischen Oberdeck und Laderaum, da es auf der Rückfahrt mit fracht aus Amerika bela- den wurde. Die Pritschen waren aus groben zweistöckigen holzkojen zusammengezimmert, die für fünf Personen gedacht waren. Jedem Erwachsenen stand Platz von 47 cm Breite zu, für Kinder nur die hälfte. Sie waren lediglich mit Strohsäcken ohne Kissen ausgestattet. Durch die Luken fiel spärliches, dämmriges Licht. Zuweilen lagen die Schlafplätze auch im Dunkeln. Bei der ersten „Inbesitznahme“ des Schiffes durch die Belegung eines Schlafplatzes ging das Gerangel um die „besten“, d.h. lichteren und luftigeren Plätze los. Samuel Mori beschreibt in seinem Brief, wie schwierig sein Unterfangen war, 20 zusammenliegende Plätze für seinen ihm anvertrauten Tross zu ergattern, was ihm nicht ganz gelang. „Ich betete zu Gott um einen guten, luftigen Platz und der sandte uns den freundlichen Matrosen, der uns so gut placirte. … Ich dankte Gott für unsere 8 Betten.“ (Samuel Mori 1885, in: Schelbert & Rappolt 2009: 221) Die schmalen Gänge waren mit Gepäck, Kisten, Truhen, Bündeln und Seesäcken verstellt. Tische und Bänke zum Niederlassen gab es nicht. Tagsüber hielten sich hier in der Regel nur die Kranken auf, die vor Schmerzen stöhnten oder sich erbrachen. Den Gerüchen bis hin zum Gestank aller Art konnte sich keiner entziehen. In einem solchen Raum schliefen in hochzeiten Abb. 3. Im Zwischendeck eines Auswanderungsschiffs: nach einer Skizze von W. Wiegmann, auf Holz gezeichnet von Franz Kollarz. Stich aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Bild zeigt nicht ganz die wahren Verhältnisse auf den Auswandererschiffen, denn diese waren wesentlich bedrückender.