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130 Mobile Culture Studies. The Journal 1 2o15
Anja Fuchs und Robin Klengel | “There are no cats in America”
bildet.“ (Tan 2009). Das Schiff wird
als Ort gezeigt, an dem man genü-
gend Zeit hat, die Gedanken in den
Wolken schweifen zu lassen. Erin-
nerungen vom „alten Leben“ wer-
den hier vielleicht reflektiert, Ideen,
Bilder und Projektionen, Wünsche
und Ängste vom zukünftigen Leben
kommen einem beim Blick nach
oben allenfalls in den Sinn: Das
Schiff als Ort des Tagträumens.
Nach einem weiteren Bild des
Dampfers auf See wendet sich der
Blick auf die Passagier-innen. Inspi-
riert von Tom Roberts berühmtem
Gemälde „coming South“ aus dem
Jahre 1886, das europäische Auswan-
derer auf einem Dampfer nach Aust-
ralien zeigt, zeichnet Tan die Reisen-
den als wartende Menschengruppen
am Deck des Schiffes. Im Kontrast
zu Roberts eher nobler Gesellschaft,
sind es hier eher ärmliche, meist in
Stoffe eingewickelte Gestalten, die
an das Exterieur des Schiffsdecks
gekauert dasitzen. Sie wirken nach-
denklich, einige blicken zu Boden.
Klar wird auch das kulturelle Setting
an Bord, denn die Passagiere kommen zwar der Kleidung nach zu schließen aus heterogenen
Lebenszusammenhängen, hier bilden sie jedoch eine Art Zwangsgemeinschaft der Schutzsu-
chenden.
Auf der folgenden Seite sehen wir einen aus zwölf Bildern bestehenden Strip, in dem sich
der fokus von den mitreisenden, zum Teil fremdartig gekleideten Personen langsam wieder
dem Protagonisten annähert. Wir sehen, wie er auf seinem Koffer sitzend in einem Notizbuch
irgendetwas schriftlich festhält. Am nächsten Bild reißt er eines der Blätter heraus und faltet
einen Papiervogel daraus. Er steht auf und blickt sich unsicher um, schaut gegen die Sonne zum
himmel hinauf. Im großen, darauffolgenden Bild sehen wir das Schiffsdeck von oben, vor dem
im Vordergrund rätselhafte Vögel vorbeiziehen: der erste hinweis auf das Land der Ankunft
und die fremdartigen Wesen, die es bevölkern.
Die Einfahrt des Dampfers in den hafen von Sicht des Schiffes wird groß auf einer Dop-
pelseite gezeigt. Im hafenbecken stehen zwei riesenhafte, mit der New Yorker freiheitsstatue
verwandte Statuen – zwei in Booten stehende, sich die hand reichende figuren mit seltsamen
Kopfbedeckungen, die mit verschiedenen Attributen, Tieren und Gegenständen versehen sind
Abb. 3: Das Schiff bei der Ankunft
Mobile Culture Studies
The Journal, Band 1/2015
- Titel
- Mobile Culture Studies
- Untertitel
- The Journal
- Band
- 1/2015
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch, englisch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 216
- Kategorien
- Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal