Seite - 116 - in Mobile Culture Studies - The Journal, Band 2/2016

116 Mobile Culture Studies. The Journal 2 2o16 Christine Egger | Mobile World Passau „Wir schaffen das!“ Drei Wörter und drei Tage im September „Momente, die einen ganzen Kontinent verändern, gibt es nicht oft. Dies ist so einer“ (Blume u.a. 2016, 2), war im September 2016 im Jahresrückblick der Wochenzeitung Die Zeit zu lesen. Angesprochen wurden damit die Ereignisse, die dazu geführt hatten, dass etwa 800.000 Geflüchtete – vor allem aus Syrien, Afghanistan und dem Irak – nach Deutschland kamen. Im Juni 2015 war im Vergleich zum Vorjahr bereits eine deutliche Steigerung von Asylgesuchen in Deutschland festzustellen, eine Zahl, die seitdem noch zugenommen hat. Auf Grund der wei- teren Zuspitzung der Situation im syrischen Bürgerkrieg setzte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) am 25. August 2015 das Dublin-Verfahren, das Anträge auf Asyl nur in dem Land zulässt, in dem die Europäische Union zuerst betreten wird, für Syrer_innen aus. Als die deutsche Bundeskanzlerin am Tag darauf erstmals eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete im sächsischen Heidenau besuchte, wurde sie nicht zuletzt für diese Entscheidung übel beschimpft. Am 27. August fand die Polizei in der Nähe des österreichischen Ortes Parn- dorf einen an der Autobahn zurückgelassenen Kühllastwagen, in dem 71 Menschen aus Syrien ums Leben gekommen waren, die sich auf dem Weg von Ungarn nach Österreich befanden. Beide Länder hatten zu diesem Zeitpunkt schon damit begonnen, die Flüchtenden auf der so genannten „östlichen Balkanroute“, die von der Türkei über die griechischen Inseln, Athen und die Länder des ehemaligen Jugoslawien nach Westeuropa führte, in Richtung Deutschland weiterzuleiten (Blume u.a. 2016, Eckardt u.a. 2016, Rammer 2016a). Abb. 1: Hafen von Piräus, Athen (Griechenland), 23.01.2016, Foto: Christine Egger.