Seite - 121 - in Mobile Culture Studies - The Journal, Band 2/2016

Mobile Culture Studies. The Journal 2 2o16 Christine Egger | Mobile World Passau 121 deutlich wird. Dort wurde in einem ehemaligen Warenlager der Deutschen Wehrmacht im Herbst 1945 eines von mehreren ostbayerischen „Grenzdurchgangslagern“ eröffnet, das noch bis in die 1960er Jahre als Erstaufnahmeeinrichtung für Vertriebene, Geflüchtete und Asylsu- chende diente, die aus dem Osten nach Deutschland kamen. Aus den Baracken, in denen die Menschen untergebracht waren, entstand im Laufe der Zeit ein eigenes Dorf, das 1972 im Zuge der Gebietsreform nach Passau eingemeindet wurde (Weithmann 2014, Passauer Neue Presse 2015). Mit den Entwicklungen, deren unmittelbare Effekte seit Sommer 2015 zwischen Donau, Inn und Ilz greifbar wurden, vergrößerte sich das Hinterland der Stadt erneut. Mit den neuen Mobilitäten, ausgelöst durch die gewaltsamen Konflikte im Mittleren Osten, wurde Passau zu einem Raum, in dem sich das konkrete Stadtgebiet über soziale, ökonomische und politische Verflechtungen mit den von gewaltsamen Konflikten betroffenen Regionen, ihren Menschen und Gesellschaften verknüpfte (Loibl 2009, Berking 2006). „Genauso wie die Vergangenheit in unsere Gegenwart, ragt die Präsenz des Fernen ‚dort‘ in unser Nahes ‚hier‘ hinein“, stellt die Geografin Doreen Massey (2006, 31) fest und beschreibt damit auch die Situation in Passau. Bereits seit einigen Jahren dient Schalding rechts der Donau nun erneut als Aufnahmeort für Asylsuchende. Im ehemaligen Bahnhof des Ortsteils, der als Manifestation von Mobilitäten verstanden werden kann, wurde eine Gemeinschaftsunterkunft eingerichtet, in der vor allem Syrer_innen, Afghan_inn_en und Iraker_innen leben, die im Zuge der großen Flucht- und Migrationsbewegungen seit 2015 nach Niederbayern kamen. Abb. 5: Landschaft, Niederbayern (Deutschland), 29.06.2015, Foto: Christine Egger