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Mobile Culture Studies The Journal
>mcs_lab> - Mobile Culture Studies, Band 2/2020
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70 Mobile Culture Studies. The Journal 6 2o20 (Travel) de Almeida, Müller, Wimplinger | Die Linke schaut nach Portugal Revolutions-Bild der Zeitschrift. Im April 1975, mit dem Beginn der portugiesischen Landre- formen und Betriebsbesetzungen, setzten sich in der Zeitschrift verstärkt Bilder aus Portugal durch. Je mehr sich der politische Zustand in Portugal in eine Richtung entwickelte, die dem Programm des Sozialistischen Büros entsprach, desto mehr häufte sich auch der Einsatz von Bildern in der Zeitschrift links. Nur wenige Wochen nach der Revolution in der Juli/August- Ausgabe 1974 waren die Hoffnungen der Redaktion noch verhalten, da der Verdacht einer gelenkten, „geschmiert laufende[n] Revolte“ (Buro 1974: 4) im Raum stand. Mit dem linken Militärputsch vom 11. März 1975 und dem Beginn der sozialistischen Transformationen des PREC,15 die bis 25. November 1975 abliefen, änderte sich die Lage. Zwischen April und Dezember 1975 wucherten Portugal-Bilder in der links — im Juni, September und Dezember sogar in der Coverstory. Selbst wenn sie rückblickend über die Nel- kenrevolution berichtete, wurde der Abdruck der ikonischen Bilder vom April 1974 nicht nach- geholt. Die in diesem Zeitraum abgedruckten Bilder sind ausschließlich Bilder des PREC. Die populärkulturellen Bild-Elemente in Form von Karikaturen, Plakaten sowie Fotografien von Demonstrationen aus Portugal wurden in der Zeitschrift unkommentiert reproduziert und dienten generell weniger der argumentativen Beweisführung, sondern mehr der Solidaritätsbe- kundung mit den politischen Zielen des revolutionären Prozesses. Das Bild der Nelke kehrte nur im Pseudonym jener Person wieder, die ab Juni 1975 in vier Langartikeln für die links (vgl. Cravos: 1975a–d) berichtete und hierfür auch nach Portugal reiste: Rosa Cravos (pt.: cravos = Nelken).16 In einem dieser Texte, der auf der Titelseite direkt unter der eingangs erwähnten Karikatur von João Abel Manta abgedruckt ist, schildert sie ihre Flugreise nach Portugal, während der das Trugbild der deutschen Tagespresse und die eigenen Erfahrungen hart aufeinanderprallten: Der Steward im TAP-Flugzeug von Frankfurt nach Lissabon verteilt die Zeitungen an die deut- schen Fluggäste; da es Sonntag ist, gibt es nur Bild am Sonntag und Welt am Sonntag. Beide machen mit denselben Schlagzeilen auf: Chaos und Bürgerkrieg in Portugal. Die deutschen Tou- risten sind beunruhigt (auch wenn sie einige Stunden später weder in Lissabon noch in der Algarve auch nur einen Hauch von politischen oder gar gewaltsamen Auseinandersetzungen mitbekommen werden). (Cravos 1975b: 1) Erst die Ortsveränderung machte eine Berichterstattung möglich, die zeigt, „was sich in Por- tugal wirklich abspielt“ (Maier 1974: 4). Interessanterweise wurden in diesen Berichten keine selbstproduzierten, sondern bereits kursierende Bilder eingesetzt, deren Herkunft auch nicht weiter ausgewiesen wurde. Während Alù und Hill in ihrer Forschung zu Reisebildern von einem wirklichkeitsverzerrenden Authentizitätseffekt ausgehen, den das Bild auf den Reisebe- richt ausübt (2018: 1), weist die Bildverwendung der Zeitschrift links in eine andere Richtung. Sie benutzt die Ortsveränderung als rhetorisches Mittel: Alleine dadurch, dass die Artikel die 15 Processo Revolucionário em Curso, dt. der laufende revolutionäre Prozess. 16 Auf unsere Anfrage hin äußerte ein ehemaliges Redaktionsmitglied der links die Vermutung, es könnte sich bei Rosa Cravos um einen MFA-Offizier handeln (Movimento das Forças Armadas, dt. Bewegung der Streitkräfte). Letztendlich hat sich in der Korrespondenz mit Malte Rauch aber herausgestellt, dass er gemeinsam mit Chri- stiane Gerhards und Samuel Schirmbeck (also den Regisseur*innen von Viva Portugal!) unter dem Pseudonym für die links aus Portugal berichtete. Der Vorname Rosa bezieht sich laut Malte Rauch einerseits auf Rosa Luxem- burg und andererseits auf den portugiesischen Militär Rosa Coutinho, den sogenannten „roten Admiral“.
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The Journal
Titel
>mcs_lab>
Untertitel
Mobile Culture Studies
Band
2/2020
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
270
Kategorien
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