Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
Mobile Culture Studies The Journal
>mcs_lab> - Mobile Culture Studies, Band 2/2020
Seite - 116 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 116 - in >mcs_lab> - Mobile Culture Studies, Band 2/2020

Bild der Seite - 116 -

Bild der Seite - 116 - in >mcs_lab> - Mobile Culture Studies, Band 2/2020

Text der Seite - 116 -

116 Mobile Culture Studies. The Journal 6 2o20 (Travel) Mirja Riggert | SelbstportrĂ€t mit Spiegelreflex und deren Zusammenspiel findet sich dabei vor allem in den About Pages vieler Blogs. Grund- sĂ€tzlich stellen sich die Autor/innen hier vor, beschreiben mitunter ihre Lebenswege und beleuchten die Poetologie ihres Reisebloggens. Die meisten About Pages zeigen ein wechseln- des Zusammenspiel aus Bild- und Textelementen. Meist verfĂŒgt die Website ĂŒber eine Spalte in der rechten HĂ€lfte, auf der ein PortrĂ€t des/r Blogger/in im Passfoto-Format zu sehen ist. Schematisch fĂŒhren viele About Pages darunter WerbeflĂ€chen, weiterfĂŒhrende Links und Zusammenstellungen von BlogeintrĂ€gen an. In der Hauptspalte auf der Mitte der Seite wech- seln sich oft breitformatige Fotos mit Textpassagen ab. Das PortrĂ€t trĂ€gt dabei als „Dokument, Stellvertreter und visuelle Biografie- und IndividualitĂ€tsbezeugung“ (Astheimer et al. 2011: 92) eine große Bedeutung. FĂŒr Sontag liegt die WirklichkeitsnĂ€he von Fotos nicht in den ĂŒber- tragenen Motiven und Sujets, sondern in deren sozialen Funktionen (Sontag 2019: 29). Das PortrĂ€t trĂ€gt demnach in seiner Ansprache eines darstellenden Ichs an eine potenzielle Gruppe von Betrachtenden eine soziale Bedeutung, die sich in der AnknĂŒpfung an realweltliche Aktivi- tĂ€ten zeigt. Auch verĂ€nderte Praktiken des touristischen Fotografierens zeugen von dieser kom- munikativen Ausrichtung und sozialen Funktion persönlicher Fotografie. Selbstausdruck und IdentitĂ€tsbildung werden als wesentliche Tendenzen heutiger Fotografie, bedingt durch soziale Medien, benannt. Dies zeigt sich vor allem in der weiten Verbreitung von Reise-Selfies als sozialer Praxis, Vernetzungstechnologie und Image des Selbst (Dinhopl/Gretzel 2016: 127). Wie von Jörg Astheimer et al. (2011: 111) nahegelegt, nehmen viele fotografisch inszenierte Gesten in ihrer Handlungspragmatik auf den nicht-medialisierten Alltag Bezug. Es finden sich gĂ€ngige Kommunikationsmotive wie Grußgesten (Winken) oder zeichentragende Gesten (Daumen hoch etc.). Diese BezĂŒge zwischen medialisierter und nicht-medialisierter Darstellung tragen ein signifikantes WechselverhĂ€ltnis in sich, das in die Bild-Text-Analyse hineinwirkt. Topping begreift das intermediale Zusammenspiel aus Text- und Bildelementen als beson- deres Potential in Reisetexten, die Macht des Bildes und damit einhergehende hierarchische und festschreibende ReprĂ€sentationen zu durchbrechen. In einer demokratischen Beziehung der Ko-PrĂ€senz von Text und Bild wĂŒrden sogenannte „‘in-between’ spaces“ (2016: 83) kreiert. Diese Zwischenbereiche ermöglichten ambivalente und widerstreitende Beziehungen zwischen Text und Bild, die sich manchmal entsprĂ€chen, oft aber spannungsvolle Wechselspiele oder ideologische Diskrepanzen zeigten. In dieser GegenĂŒberstellung, in der sich Text und Bild nicht komplementĂ€r ergĂ€nzten, wĂŒrden multiple Perspektiven auf die besuchte Kultur eingenommen und eine instabile, fragmentierte Weltsicht offenbart. Dennoch könnten aber genauso auch unerwartete Harmonien auftauchen, die wiederum die Vielfalt der Sichtweisen bestĂ€tigten. Intermedialen Texten oder ‚Ikonotexten‘ (Topping 2016: 83) als Form einer ReisereprĂ€sentation seien also alternative Narrative inhĂ€rent, durch die die Einseitigkeit einer jeden eingenomme- nen Sichtweise betont und die Art der ReisereprĂ€sentation kritisch reflektiert werde: „Icono- texts have the ideological potential to resist this ocularcentrism, and this ‘museum’ perspective, by offering a more unstable, fragmented worldview“ (Topping 2016: 83). In den folgenden Hauptanalysen werden drei Ebenen der Fragmentierung von narrativer KohĂ€renz in den About Pages aufgezeigt, welche die von Topping beschriebenen Zwischen- rĂ€ume nutzen, um eine vielfĂ€ltige Perspektive auf das autobiografisch erzĂ€hlende Subjekt zu etablieren und eine erhöhte Reflexion ĂŒber das eigene Bloggen zu inszenieren.
zurĂŒck zum  Buch >mcs_lab> - Mobile Culture Studies, Band 2/2020"
>mcs_lab> Mobile Culture Studies, Band 2/2020
The Journal
Titel
>mcs_lab>
Untertitel
Mobile Culture Studies
Band
2/2020
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Ort
Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
270
Kategorien
Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
>mcs_lab>