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yß Niehklankheiten.
Folgen davon bleiben nicht aus. Das Nebel wird wol so' lange dauern, bis die
hohe Staatsverwaltung sich entschließt, den Gift Handel als Monopol zu
übernemen, und den Landleuten dadurch die Bezugsquellen des Arseniks abzuschnei-
den. 2) Der Mangel an gebildeten Tierärzten überläßt den größten Teil der
erkrankten Tiere den Händen zalreicher Pfuscher, und durch die angepriesenen Kor-
neuburger-Viehpulver, wenn sie auch weniger schaden als diese Bauern-Viehärzte,
werden die Viehbesizer um ihr Geld abscheulich geprellt. 3) Das Hauptübel bilden
jedoch die Wasenmeister (Abdeker, Schinder). Dieses mittelalterliche, gegenwärtig
ganz überflüssige, und wie es ausgeübt wird, schädliche Gewerbe kümmert leider
noch mit seinen altertümlichen Gebräuchen fort. Die Abdeker begünstigen vorzüg-
lich die Verbreitung anstekender Krankheiten, zumal des Rozes der
Pferde, des Milzbrandes und der Rinderpest. Statt das Aas abseitig, in der
Nähe wo das Tier gefallen, sogleich tief, und wenn es anftekend krank gewesen,
sammt der Haut zu vergraben, wird es oft stundenweit auf den Schindanger ge-
führt (wodurch allein schon manche Ansteknng möglich ist), aber doit nicht etwa
gehörig vergraben, sondern gewöhnlich ordentlich ausgearbeitet, das Fleisch den
Schweinen verfüttert, die Haut ohne die vorgeschriebene Auslaugung getroknet und
verkauft; die Eingeweide und die Knochen mit den daran hängenden Fleischresten aber
werden in eine große Grube geworfen, mit etwas Erde bedekt, und obm mit Brettern
schlecht geschlossen, so daß ein unleidlicher Gestank weit herum sich verbreitet.
Manche lassen diese Neste wol gar auf der Erde liegen, und bedeken sie blos mit
Gestrüppe, um sich die Mühe des Verscharrens und des späteren Ausgrabens der
Knochen zu ersparen, wie der Herr Landes-Tierazt es im Jahre 1856 bei der
Wasenmeisterei zu Than vorfand. Derselbe Berichterstatter sah in der Wasenmei-
sterei bei Iudcnburg eine förmliche Fleischbank, behängen mit den Kadaverteilen
von mindestens 5 Pferden im frischen Zustande bis zu allen Graden der Verwe-
sung, wobei an einem frischen Pferdelopfe noch die charakteristischen Zeicken des
Rozes sich vorfanden — (Ttatth.-Erlaß vom 28. Nov. 4857., Z. 16,401)
Er entdekte ferner beim Wasenmeister in Admout, daß derselbe ein ihm zur Ver-
tilgung übergebenes roziges Pferd zu Fuhrwerken verwendete. Mir selbst kam der
Fall vor, daß ein fremder Abdeker ein roziges Pferd auf dem Markte in Etainz
verkaufte. Die meisten Abdeker befassen sich auch mit ärztlicher Behandlung
kranker Tiere (mitunter selbst kranlen Mensche n), wobei sie den Bauern manche
Pferde mit dem Vorgeben, daß sie mit Roz behaftet seien, abschwindeln. Dagegen
gibt es kein Mittel, als die gänzliche Abschaffung der Wasenmeistereien auf
dem Lande und Anstellung von Gemeinde- oder Bezirksdienern mit der
Verpflichtung, bei der Ueberwachung des Polizeiwesens der ihnen zugewiesenen Ge-
meinden, als Nebengeschäft, auch die Wegschassung und Unschädlichmachung gefährli-
cher Tiere und Aeser unter bestimmten Normen zu überuemen l). 4) Die Pflege
') Dr. Macher. Handbuch ter k. k. Sanität-Gescze und Verordnungen
VI. <28.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen