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Viehklankheiteu. 99
der Haustiere läßt noch Vieles zu wünschen übrig. Die Pferdestallungen sind
noch ziemlich zwekmäßig; das Rindvieh aber muß größtenteils in niedrigen, dum-
pfigen Ställen seinen Mist mit der Streu zusammentreten und bei seltenem Aus-
misten den schädlichen amoniakalischen Dunst einatmen.
d) Als die wichtigsten Viehkrankheiten, welche in Steiermark vor-
kommen, können die folgenden bezeichnet werden:
1) Die Rinderpest hat schon mehrmal von Ungarn aus in Steiermark
Eingang gefunden, und viele Opfer gefordert, besonders in den Jahren 1714,
1728—1732, 1746—1750—1760, 1768, 1774, 1780, 1802. Seither
fand diese Seuche nie mehr eine namhafte Ausdehnung, und trat «ur einigemal
vereinzelt auf. Das lezte Mal ereignete sich dies im I. 1836 im Bezirke Fried«
berg des Sanitätdistriktes Hartberg. Die Ei::schleppung des Kontagiums ge-
schah von Pinkafeld in Ungarn nach Värnegg und Friedberg, wo viele Rinder er-
krankten, und einige umstanden. Nach geschehener Anzeige veranlaßte der k. k.
Distriktsarzt in Hartberg, nachdem er sich an den geöffneten Kadavern der gefalle»
nm Stüke, so wie an den kranken von der Seuche überzeugt, unverzüglich die
Vertilgung der lezteren; der darauf eingetrossene k. k. Landestierarzt verfügte die
übrigen Maßregeln, und die Seuche war erstikt. Die h. Herren Stände vergü'
teten den vollen Schäzungwert der vertilgten Tiere.
2) Die Maul- und Klauenseuche wird ebenfalls, und zwar sehr häufig von
Ungarn oder Kroazien aus, durch Rindvieh- und Schweintriebe eingeschleppt, unter wel-
chen manche Stüke die Klauenseuche haben. Solche werden unterwegs billig ver-
kauft, verbreiten die Seuche in unseren Etallungen, und wenn das Vieh auf die
Alpenweide getrieben wird, auf den Alpen, wo sich die Krankheit von Herde zu
Herde fortpflanzt. Im Jahre 1853 hatte das Uebel auf den Schwanberger- und
Landsberger-Alpyl so um sich gegriffen, daß dort über 2000 Stüke Rindvieh
erkrankt waren, von welchen der zur Untersuchung und Einleitung der Behandlung
abgeordnete k. k. Bezirksarzt in Stainz im Monate Juli noch 1200 Stüke als
krank bezeichnete.
3) Der Milzbrand kommt bei uns nicht häufig epizootisch, aber
öfters sporadisch vor. In den Jahren 1788, 1807 und 1822 trat diese
Seuche im Nnterlande unter dem Hornvieh in größerer Ausdehnung auf, ebm so
1823 in der Gegend von Pettau. Unter den Schweinen zeigt sie sich fast jähr-
lich in verschiedenen Orten, ohne jedoch eine besondere Ausdehnung zu gewinnm.
4) Die Rozkrankheit der Pferde erscheint gewöhnlich vereinzelt, und pflanzt
sich durch Anftekung fort. Vor einigen Jahren gewann sie im Bezirke Voits-
berg eine größere Ausdehnung, wurde aber durch energisches polizeiliches Ein-
greifen bald getilgt.
5) Schaf krankheiten kommen bei den Gebirgsschafen selten vor; die
veredelten Merinoschafe aber leiden manchmal an Leberegeln, an Drehkrankheit und
anderen Nebeln.
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Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen