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Lebensatt. 117
In der Rauchftube (mitunter auch am Dachboden oder im Kühftall) schlafen
die Mägde und größerm Kinder, manchmal der Bauer mit seinem Weibe selbst
(wenn er nicht das Stübel vorzieht), auf Stroh und groben Leintüchern (gewöhn-
lich ungebleichten Vlachen) in hölzernen Vettgestellen, unter Wolldelen oder Kozen.
Bei Wolhabenderen ist im Stübel ein Paradebett mit Federtuchet und feine-
ren Leintüchern für Gäste aufgerichtet. Die Knechte und Burschen schlafen im
Winter in dm Ställen in sehr einfachen Betten, im Sommer auf dem Heubodm.
Die Rauchstuben geben zwar eine trokene Wohnung; allein der Abzug des Rau-
ches bedingt immer ein Luftzug, auch schließen die Fenster der Rauchstuben schlecht,
und begünstigen sehr die Rheumatismen. Für Kranke ist in solchen Häusem.
außer dem Stübel, schwer ein geeignetes Lokale zu finden. Gegenwärtig werden
nur in den Gebirgen noch neue hölzerne Häuser, aber mit besonderen Küchen und
selten mehr mit Rauchstuben gebaut.
In der neueren Zeit machen die hölzernen Häuser (zumal, wenn sie ab-
brennen) überall schönen gemauerten Gebäuden mit Ziegeldächern Plaz, so
daß manche Dörfer wie Märkte aussehen, und hin und wieder sogar ein Stotwerl
empor ragt. Die Rauchstuben werden in wolhabenderen Gegenden meistens besei-
tiget, in dm noch bestehenden Holzgebäudm die Fenster vergröße«t und gemauerte
Küchen angebracht.
2) Die Kleidung der Landleute ist überall dm klimatischen Verhältnissen
angemessen, verliert aber almälig den frühem Charakter. Die kurzen Leder-
hosm machen dm langm Pantalons Plaz, die Bruststeke und Leibeln werden zu
Westen, die Janker zu modernen Röten; die Leibeln der Mädchen weichen dm
Spmsern, die kurzen Kittel dm langen, die Strohhüte den Kopftüchern. Auf dm
Gebirgen sieht man noch die aus selbsterzmgter Schafwolle verfertigten Loden«
Joppen und Hosen, dann eine Art Regenmantel aus einem Stük Loden
mit einem Loch in der Mitte, um den Kopf durchzustekm, rote Leibeln und Hals-
tücheln, und die grünwollmm Strümpfe. In Mittelsteier sind die rotm Brust-
fieke und grünen Röke verschwunden, und kurze Lederhosen mit blauen Strümpfen
selten. Die Bundschuhe sind von starkem Kuhleder und mit Nägeln beschlagen; im
Winter werden zur Arbeit auch Holzschuhe mit Ueberleder benüzt. Das weib-
liche Geschlecht zieht Kalbleder vor. und im Unterlande habm auch die Männer häufig
kalblederne Stiefel. Zur Verfertigung der Schuhe und gröberen Kleidungftüke werden
die Handwerker (Störer) ins Haus genommm. Wäsche wird aus selbfterzeugter
Leinwand verfertigt, und in der Regel seltner gewaschen, als es nötig wäre.
3) Die Nahrung des Volkes ist im Allgemeinen zwekmäßig, und mehr als
genüglich.
») Im Oberlande werden vorzüglich Milch-, Mehl-und Erdäpfel-Speisen,
sehr fett geschmalzen, bei vermöglicheren Bauern, welche nebst Schweinen jährlich ein
Stük Rind schlachten können, auch oft Eelchsteisch gegessen. Die fetten Speisen
sind so beliebt, daß gewöhnlich alles beim Hause erzeugte Schmalz und Fett verzehrt
wird, und ein Bauer, welcher Schmalz verkauft, schwer Dienstboten bekommt. Es
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen