Seite - 121 - in Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
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Die Betten sind sehr ärmlich. Manche Landleute schlafen, mit ihren Kleidern
zugedekt, auf der Ofenbank, oder auf den Wandbänken. Als Vettunterlage werden ge-
wöhnlich Maisfedern verwendet. In den Gegenden von Windisch-Graz und Mahren-
berg wohnen außer dem Geflügel auch dieZiegen in den Rauchstuben, und selbst die
Schweine werden oft aus Bequemlichkeit in denselben gefüttert. Bei Pettau und
Frieda« hören die Rauchstuben auf. Die Mädchen haben häusig Blumengärtchen
nächst dem Hause, wo sie Rosmarin, Nelken u. s. w. ziehen. Je ärmer die Gegend ist.
desto schmuziger sind die Wohnungen. In den Umgebungen der Dräu, besonders oon
Marburg an, findet man schon größtenteils gemächliche, mit Ziegeln gemauerte und ein»
gedekte Häuser und größere Reinlichkeit. Die ärmlichsten Wohnungen sind im frü-
heren Zillier-Kreise, zumal in Gebirgsgegenden.
2) DieKleidung der Windischen ist bei den Gebirgbewohnern von der der Do>
lanzen (Bewohner der Hügel und Ebenen) sehr verschieden. Die windischen Ge«
birgler sind ganz den teutschen ähnlich gekleidet, und zwar größtmteils aus Loden
(Raß) und zu Hause erzeugter Leinwand; sie tragen auch meistens Bundschuhe und
Strümpfe, und im Winter zur Arbeit Holzschuhe. Die Dolanzen habm noch
in vielm Gegenden, besonders gegen die ungarische und kroatische Gränze hin, die alte
slavische Tracht, wie man sie an vielen Römersteinen abgebildet sieht: Die
Männer weite weißleinene Hosen (LraFusIie), darüber ein leinenes Hemd nur
bis über die Hüfte hinabreichend, dann eine zierliche Tasche (turda, tasokka)
umgehängt, da den Kleidern die Taschen fehlen; das weibliche Geschlecht lange
Hemden, vorne mit zierlichen Drahtnadeln (eine Miniatur der römischen Fibeln)
geschloffen, und in der Mitte mit einem Leder- oder Metallgürtel befestiget, wie
man dies besonders häufig bei kroatischen Mädchen sieht. Die Füße waren früher
im Winter wahrscheinlich mit Topanken beNeidet, wie sie noch jezt bei Kroaten
und wandernden Häfenbindern üblich sind; dm Kopf bedekte bei Männern eine
Müze, und bei Weibern ein weißes Tuch. Später kamen niedere, breitkrämpige Hüte,
Leibeln mit einer Reihe weißmetallener Knöpfe bei Männern, leinene Kittel bei Weibern,
im Winter lange Pelze und Stiefel bei beidm Geschlechtern hinzu. In der warmm
Jahreszeit pflegt man barfuß zu gehen. In neuester Zeit hat der Luxus, zumal in
der Nähe von Städten und größeren Ortschaften, sehr eingerissen, so daß man in solchen
Gegenden größtenteils städtische Kleidung sieht.
3) Die Nahrung der Windischen ist im Ganzen viel kärglicher als die
der Teutschen, besteht aber ebenfalls vorzüglich aus vegetabilischen Stoffen. Haupt-
nahrung ist der Mais- oder Haidensterz, jedoch meist ungeschmalzen, und
blos mit Milch- oder Milch-Suppe, öfters mit Schwamm-, selten mit Fleisch-Suppe
begossen. Uebrigens bilden Sauerkraut, Hülsenftüchte. Vrein, Kartoffeln, verschiedenes
Gemüse und gedörrtes Obst, Gurken und Salat allgemein übliche Gerichte. Brot
wird aus einer Mischung von Mais- und Haiden-, Korn-, Hafer- und Bohnenmehl gebaken.
In dm ärmsten Gegenden werden sogar Kleien zu Brot verwendet, und oft fehlt
selbst das schlechteste Brot. In dm wolhabmderen Gegmden pflegt man täglich 3. in
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen