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Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
Seite - 129 -
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Taubstummheit ,c. 429 das Uebel in der Regel erst später erworben wird. Die beschwerlichen Arbeiten auf steilen Gebirgm und das Tragen von schweren Lasten scheinen, wo nicht zur Er- zeugung, doch zur Vergrößerung der Kröpfe beizutragen. Der Nachteil, welchen der Kröpf seinem Vesizer bringt, besteht nicht nur in der Entstellung des Körpers; er hemmt durch seinen Druk auf die Luftröhre auch die Verrichtung des Atmens, macht besonders die Stimme rauh und kreischend, und gibt den daran Leidenden gewöhnlich ein blödes, oft kretinartiges Ansehen, ist aber keineswegs ein steter Begleiter der kretinischen Anlage oder ein Attribut des Kretinismus. In Steiermart kommt der Kröpf so wie die kretinische Anlage an allen quarzig« kristallinischen Urgebirgen, und in den daran stoßenden Grauwaken-Formazionen, aber auch an dm meisten Kalkgebirgm vor. So finden wir den Kröpf an den nörd- lichen Kalkgebirgen des Ennstales. an den Alpenkalkgebirgen des Salzatales, in den Gegenden von Maria-Zell, Aflenz u. s. w.. wo kaum eine Spur von Kretinismus besteht; desgleichen an den großen Kalk-Alpenzügen des Unterlandes, zumal der Bezirke Zilli, Franz, Oberburg, Schönstein und Windischgraz. Zur Verhütung des endemischen Kropfes dürfte es vielleicht zwekmäßig sein, in Gegenden, wo er sehr häufig vorkömmt, die erdigen Salze im Trinkwasser durch Beimischung von etwas kohlensaurem Kali oder Natron zu fällen, das Trinken sehr kalten Waffeis und den Genuß alzufetter Speisen zu meiden. Zur Heilung des Kropfes dient bekannt- lich nicht blos das Jod u. dgl., sondern auch die Versezung der damit Behafteten in Gegenden, wo das Nebel nicht heimisch ist. und überhaupt in ein milderes, wär- meres Klima. 3. Schwerhörigkeit, Taubheit und Taubstummheit. Obwol Schwerhörigkeit und Taubheit, so wie das Folgeübel der lezteren. die Taubstummheit im ganzen Lande vorkommen, so sind sie doch in den Gebirgs- gegenden, wo scharfe Winde häusiger rheumatische Ohrenassekzionen bedingen, vor- zugsweise herrschend. Da in mancher dieser Gegenden auch die kretinische Anlage oder Kröpfe heimisch sind, so pflegt man dort auch die Schwerhörigkeit oder Taub- heit, welche oft mit kretinischer Anlage verbunden erscheinen, überhaupt für Zeichen des Kretinismus anzusehen, und derartig Kranke selbst als Kretinen, oder wenig- stens als Halbkretinen zu bezeichnen, wenn sie auch keine Spur einer kretinischen Anlage an sich tragen. Ein Taubstummer gilt in diesen Gegenden, wenn er auch nur von einem geringen kretinischen Hauch berührt wurde, immer als Kretin, und ist gewöhnlich auch in einem Grade verwahrloset, daß er beim ersten Anblik sogar wirklich als solcher angesehen werden kann. Die meisten sogenannten Kretinen un- serer Gebirge sind Schwerhörige, Taube oder Taubstumme, denen zwar selten der Kröpf, häufig aber die kretinische Anlage fehlt. Der Schwerhörigkeit und Taubheit, welche Krankheiten größtenteils durch rheu- matische Verkühlungen in feuchtkalten Luftströmungen entstehen, könnte in den mei- sten Fällen durch Schuz der Ohren vor solchen Einflüssen, zumal bei den Kindern, Dr. Macher's med. Topograsie. 9
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Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
Titel
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
Autor
Mathias Macher
Verlag
Ferstl'sche Buchhandlung
Ort
Graz
Datum
1860
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.91 x 20.62 cm
Seiten
632
Schlagwörter
Topographie, Kartografie, Statistik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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