Seite - 135 - in Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark

Kretinismus. 135 des Bachergebirges, in dem Bezirke Mahrenberg, ist sie ebenfalls nicht vom Belange, auffallender aber in den östlichen Verzweigungen des zetischen Gebirges, in den Quellengebieten der Raab und Feiftriz, besonders in den Bezirken Weiz und Nirkfeld. 3) Nach den bezeichneten Ursachen ergeben sich die Anzeigen zur Verhütung und Milderung der kretinischen Anlage von selbst. Das Einfachste wäre aller- dings, die Kinder bald nach der Geburt, aus den die kretinische Anlage begünsti- genden Verhältnissen weg, in eine gesunde, warme Gegend zu versezen, wo eine Kalkgebirgs-Formazion die Unterlage bildet, gleichviel, ob es Ebenen, Hügel oder Berghohen sind. Da dies jedoch nur ausnamweise möglich list, und auch die feucht- kalten Niederungen, Schluchten und Täler der kristallinischen Urgebirge fortan be- wohnt sein werden, so wird die Verbesserung der Boden- und klimatischen Ver- hältnisse unsere erste Aufgabe sein. Das Hauptmittel, den kalten, wässerigen Boden zu verbessern, ist die Entwässerung durch die Drainage, welche allgemein ausgeführt, nicht nur dm Boden trokener, der Wärme zugänglicher und fruchtbarer, fondern auch die Luft reiner und milder, das Klima minder rauh machen, und der kretinischen Entartung die Hauptnahrung entziehm würde. Die Ausführung der Drainage hat in unse» rem Gebirgslande nicht die geringste Schwierigkeit, da in allen Abhängen und Schluchten viel wertloses Gestrüppe und Holz vorhanden ist, welches als Faschinen nach bestimmten Regeln eingelegt, die kostspieligen irdenen Röhren ersezen. und die Ausführung der Arbeit in ganzen Gemeinden, unter gehöriger Leitung, lediglich durch die Arbeitkräfte der Gemeinde selbst auf die billigste Art bewerkstelliget werdm kann y. Eine zweite Maßregel (nach Entwässerung bruunadriger, moosiger und feuchter Gmndstüke) ist die Regul irung der Bäche und Flüsse, was beson- ders in Bezug auf die Enns und die Palten unerläßlich ist. Die Regulirung der Enns dürfte nur dann ausführbar sein, wenn die dortige Holzschwemme gänzlich aufgelassen wird. Jeder k. k. Kreis- oder Bezirksarzt hat die Verpflichtung, solche Verbesserungen als Sanitätmaßregeln ämtlich in Antrag zu bringen (Hofizl.-Dlr. v. 16. Jänner 1842 und Ministerin!-Verord. v. 1. Okt. 1850). Als dr i t te Maßregel wäre dahin zu wirken, daß alle Wohngebäude so viel möglich von den Nordlagen (Schattseiten) almälig auf Pläze, welche dem belebenden S onnen- strahle zugänglich sind, verlegt, die Gründe der schattigen Nordseiten nicht mehr zur Akerkultur oder zur Anlegung von Gebäuden verwendet, sondern lediglich dem Waldwuchs überlassen werden. Die vierte Maßregel ist die Errichtung oder Verbesserung von Seelsorgeftazionen und Schulen, und die Anstellung von Aerzten in dazu geeigneten Gebirgstazionen, als Zentralpunkten, von welchen die geistige und gemütliche Bildung des Volkes, sowie die Verbesserung der sifischen. geistigen und gemütlichen Erziehung der Kinder ausgehen soll. Die Kultur ist ') vr. Macher. D.e Drainage als Nittel zur Beförderung der Gesundheit und Verhütung kretimscher Gntart»ngen. Im AufmerksawtN. Jahrg. l856, Nr.54.