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Orientalische Pest. izg
nicht Angestekten zur schnellen Beendigung der Epidemie beigetragen zu haben.
Dabei ereignete sich der merkwürdige Fall, daß bei einem mit Erfolg geimpften
Manne mit den Impfpusteln zugleich die Blattern ausbrachen, und den Kranken
am 9. Tage tödteten.
Die Kuhpoken-Impfung ist im Ganzen noch immer nicht hinreichend
gewürdiget, und läßt in Steiennark noch viel zu wünschen übrig. Nach einer
Bekanntmachung des h. Ministeriums des Innern vom 4. Sept. 4855 wurden im
I. 4854 in unserem Lande von 276 Impfärzten an 1435 Impforten unter
40,595 Impffähigm nur 24,997 (61°/„) geimpft, auf 27 Impffähige kam 4
Renitenzfall. Revakzinirt wurden 796, und eine Impfung kam auf 11 ' / , kr. zu
stehen. Abneigung gegen die Impfung und Impfrenitenz kommt fast ausschließlich
nur in Gebirggeg enden vor, wo nicht nur Vorurteile gegen die Impfung
herrschen, sondern diese selbst wegen großer Entfernung der vereinzelten Häuser von
den Impfpläzen äußerst schwierig ist, so daß mancher tätige Impfarzt nur dadurch
eine namhaftere Zal von Impflingen zusammenbringt, daß er die Mühe nicht scheut,
von Haus zu Haus zu impfen. Frischen Kuhpokenstoff liefert die Kuhpoken«
Regenerirunganstalt zu St. Florian im Bezirke T.-Landsberg, wo ein vor 20 Jahren
aus Eugland erhaltener Impfstoff abwexelnd an Menschen und Kühen fortgepflanzt
wird. (Das Nähere darüber kömmt im Artikel „Bezirk T.-Landsberg" vor.)
3. Verschiedene epidemische Krankheiten.
2. Die orientalische Pest.
Diese gefürchtete Senche hat unser Land in den früheren Jahrhunderten arg
heimgesucht, und war besonders dadurch furchtbar, daß sich Niemand in die Nähe
eines Pestkranken wagen wollte, wodurch diese oft elend zu Grunde gehen mußten.
Im 16. Jahrhunderte drang die Pest am öftesten in Steiermark ein, weshalb auch
die Pestordnungen von 1521, 1562. 1566 und 1593 erlassen wurden. Im
17. Jahrhunderte kam das Nebel schon seltener vor, aber noch heftig, und es
wurden in dm Jahren 1625. 1646, 1679 und 1681 Pestordnungen vorgeschrieben.
Immer zog die Pest von Ungarn her in das Land ein, und trat das vorlezte Mal
im Jahr 1679 zuerst bei Friedberg, Vorau und Hartberg auf, breitete
sich almälig aus, und drang 1680 nach Graz. wo sie 2340 Menschen tödtete,
und die Zal der Kranken so groß war, daß in Waltendorf ein Lazaret unter freiem
Himmel errichtet werden mußte. Aus dieser Zeit find noch viele Pestsäulen (unter
andern auch die der heiligen Dreifaltigkeit in Graz) vorhanden. Schon im Dezem-
ber 1678 wurde Vei Hartberg gegen Ungarn strenge Sperre angeordnet, um
die Pest abzuhalten, desungeachtet geschah die Einschleppung derselben in die Stadt
Hartberg im August 1679 durch Wolle, und es starbm in der Pfarre bis No«
vember, wo sie aufhörte (nach dem Sterbprotokolle) 146 Personen. Aus der Stadt
wurden die Erkrankten nach dem Ziege ls tade l transportirt. wo ihnm alle
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen