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Amtsbezirk siezen. 223
und Lämmergeier horsten viele auf den hohen Kalkgebirgen; die Wanderratte wird
oft sehr lästig.
Die Bewohner sind kräftig und gesund, gutmütig und redlich, wie in
den Nachbarbezirken. Sie beschäftigen sich hauptsächlich mit der Viehzucht. Ihre
geistigen Anlagen sind von denen der Ennstaler überhaupt nicht verschieden, eben
so in Bezug auf Kleidung, Wohnung, Nahrung, Familienleben u. f. w. Der erste
Viehauftrieb auf die Alpen geschieht immer feierlich, unter Schmükung des Viehes
mit Bändern und Blumen. Tanz und Gesang (lezterer besonders in Dudelweisen)
sind seyr beliebt. In der Oertlichkeit begründete Krankheiten sind, außer der kreti-
nischen Anlage und manchmal ausgebildetem Kretinismus, häufige Kröpfe, rheumatische
Leiden, Gicht und Wassersüchten. Wexelfieber sind hier unbekannt, ungeachtet der
großen Sümpfe und Moore, deren miasmatische Ausdünstungen übrigens durch die
häufigen Nord- und Nordwestwinde zerstreut werden. Epidemien sind äußerst selten;
im Jahre 1850 war aber eine ausgedehnte Blattern-Epidemie. Fremde aus
wärmeren Gegenden akNimatisirm sich in dieser rauhen Gegend schwer, und müssen
sich besonders gegen den grellen Witterungwerel schüze» ; doch scheinen die Wit-
terung- und Lokalverhältnisse keinen große,! Einfluß auf die Sterblichkeit zu habm,
da diese sehr mäßig ist. Wassersucht, Lungensucht und Lungenentzündungen werden
häufig tödtlich. Körperliche Verlezungen kommen bei den gefährlichen Holzarbeiten
oft vor. Die Kuhpoken-Impfung hat hier besseren Eingang gefunden, als in an-
deren Bezirken, obwol es an Vorurteilen dagegm nicht fehlt.
Als Sanität« und Woltätigkeitanstalten bestehen die gewöhnlichen
Armen-Institute bei den Pfarren. Bürger« und Armenfpitäler in Liezen und Ad«
mont, eine Vruderlade in Liezen. dann ein Reinigungbad daselbst. An Sanität-
personen sind im Bezirke: 1 Mediz.-Doktor als k. k. Bezirksarzt (Distriktsarzt)
in Liezen, 1 Mediz.-Doktor in Admont, 3 Chirurgen und 2 Apotheken (in Liezen
und Admont), 4 Hebammen und 3 Kurschmiede. Das chirurgische Gremium des
Sanität-Distriktes hält in Liezen seine Versammlungen. Ungeprüfte Todtenbeschauer
sind in Ardning und Frauenberg, Abdeker in Liezen und Admont.
V. Katastra l -Gemeinden.
Der Bezirk Liezen teilt sich, so wie die übrigen Bezirke des Ennstales, in
eine Nord- und Südpartie. Von den 12 Steuergemeinden des Bezirkes ge»
hören 8 der ersteren an, und selbst ein Teil der südlichen Gemeinde Iohnsbach liegt
am nördlichen Ufer der Enns im G'säus.
») Die Gemeinden der Nordpartie reihen sich in mehren kleinen Nach-
gebieten von W. gegen O. in folgender Ordnung aneinander:
1) Die Gm. Weisfenbach (6195 I. , 405 Vw.) schließt sich an die
Gm. Wönchach des Bezirkes Irdning an, liegt westlich von Liezen, und erstrekt sich vom
nördlichen Ufer der Enns bis zur Gränze uon Oberöstreich. Sie ist sehr gebirgig.
Die bedeutendsten Höhen sind der Raidlingspiz (6030 W. F.) und der Torstem
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen