Seite - 269 - in Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
Bild der Seite - 269 -
Text der Seite - 269 -
Amtsbezirk Dbdach 269
Das Klima ist kalt. und dem des Bez. Murau ziemlich gleich. Die Luft
ist frisch und bewegt; Süd- und Nordwinde sind vorherrschend. Die Nrgebirg«
Formazion macht das Klima noch rauher. Der Frühling ist unstät; der Sommer
währt kaum 3 Monate, und auch da schneit es manchmal in dem Gebirge; der
kurze Herbst ist gewöhnlich heiter und angenem.
d. Boden- und Bevölkerung-Verhäl tn isse.
Dieser Bez. hat kaum 3 Qd.-Ml. und 4034 Bw. in 7 Kat.- und zugleich
Orts-Gm. Auf jede Qd.-Ml. entfallen 4344 Vw. und auf jeden Vw. 7,^ Joch
Booenfiäche. Davon ist der größte Teil Grasland, eine große Partie Wald; für
Aeker ist nur 4.i"/<, geeignet, und selbst zu Eggarten sind nur 5 .g°/„ verwendet.
Die quarzige Urgebirgform zeichnet sich durch ihre mehr fanften, wellen-
förmigen Erhöhungen und Abdachungen aus, und bietet vortreffliche Alpenweidm.
Der Waldwuchs ist wie in den Nachbarbezirken, nur bildet die Zirbelkiefer auf den
Höhen ziemlich ausgedehnte Bestände, und die aus den Zapfen derselben ausge-
lösten Nüsse werden in nicht unbedeutender Menge versendet. Die Wälder reichen
bis 5200 W. F. hinauf, wo dann die Alpenweiden beginnen, auf welchen viel
Speik gesammelt und in den Handel gebracht wird. Der Fruchtboden ist
reich an Humus, der Akerbau aber des ungünstigen Klima wegen sehr beschränkt,
Obstbäume sind sehr selten; die Zirbelnuß, welche geröstet nach Kastanien schmekt,
gilt als Obst. Unter den Haustieren wird besonders das Rindvieh (Mariahofer-
und kampete Rasse) kultivirt.
Die Bevölkerung und ihre Verhältnisse sind hier im Wesentlichen gleich
denen der übrigen Bezirke des oberen Murtales. Der Menschenschlag ist nicht be-
sonders schön, aber ziemlich kräftig und von mittlerer Größe; kretinische Anlage
und Kretinismus sind ungeachtet der Urgebirgformazion feltene Erscheinungen.
Kröpfe jedock in manchen Gegenden ziemlich häufig. Es herrscht viel Aberglaube
und Vorurteil, auch ist die Abneigung gegen die Kuhp.-Impfung beinahe allge«
mein. Viele wollen bemerkt haben, daß das Volk hier weniger heiter sei als sonst
die Steirer zu sein pflegen, und mehr einen schwerfälligen trüben Charakter habe.
Der Gesundheitzustand ist derselbe wie in der ganzen oberm Murgegend.
Rheumatismen und ihre Folgen sind vorherrschend, Gicht, Herzkrankheiten und die
Brightische Nierendegenerazion besonders häusig. Epidemien sind seltm. In den
lezten 56 Jahren kamen, wie aus den Sterbeprotolollen zu ersehen, nur 7 bedeu-
tende Blattern-, mehre Masern- und Scharlach-Epidemien vor.
Als Woltätigkeitanstalten sind das Armenspital in Obdach und die
Knappen-Bruderlade in Seetal zu bezeichnen. Das Sanitätpersonale des
Bez. besteht nur aus 4 Doktor d. Med., 1 Wundarzt und 4 Apotheker (in Ob-
dach), 3 Hebammm und 4 Kurschmied. Kurpfuschende Weiber gibt es mehre,
welche aber keinen besonderen Schaden anrichten. Die Todtenbeschau wird nur in
Obdach von einem Wundarzte, sonst von den Schullehrern besorgt.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen