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Amtsbezirk Eisenerz. 285
an der eingeengten Enns ins obere Ennstal führt, ist aber nur für sehr leichte
Wägen fahrbar.
Klima und Witterung sind kalt und rauh, oft fällt im Sommer
Schnee und der Wcrel von Wärme und Kälte ist ungemein auffallend und rasch.
Frühjahr und Herbst verschwinden beinahe. Nur die Gegend von Hiefiau an der
Enns ist milder. Die Witterung ist überhaupt mehr naß und in der schön«
sten Jahreszeit herrschen oft anhaltende Regen, nicht selten fällt sogar Schnee. (S.275).
d. Boden- und Bevölkerung-Verhäl tn isse.
Der Bezirk umfaßt 4,2 3d.-Ml. und 5071 Vw. in 8 Katastral- (3 Orts-)
Gm. Auf jede Qd.-Ml. kommen 1200 Menschen, so daß auf jeden Bw.8,5 Joch
entfallen. Von dieser Vodenfiäche sind wegen der vielen felsigen Gebirge 23,z"/„
unproduktiv, 57<V<, mit Wald bedelt und 16"/<, Grasland. Eigentliche Aeker
find keine, und selbst Eggarten nur 8,5 "/<>. Der Hauptfchaz, die Eisenerze, ruhen
im Innern der Berge. Die Gebirgsart ist größtenteils Alpenkalk mit Uebergän-
gen in Dolomit, auch viel Grauwake, der Fruchtboden vorwiegend lehmig, mit
Sand und Schotter reichlich gemengt, meist tiefgründig und humös, nur an den
steilen Sonnseiten seicht und mager. Die Vegetazion ist so wie im oberm Enns«
tale; auch Tiere kommen hier dieselben vor.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Bergbau, Holzarbeit und Vieh«
zucht, der Akerbau natürlich ganz unbedeutend. Das Landvolk und die Berg«
arbeit er sind in ihren Eigenheitm von denen in Vordernberg nicht unterschieden.
Der ausgedehnte Verg- und Hüttenbau äußert auf die Sittlichkeit durch die große
Anhäufung von Menschen der verschiedensten Art, welchen die hausoäterliche Auf«
ficht mangelt, einen merkbar nachteiligen Einfluß. Der Menschenschlag ist von
mittlerer Größe, mehr untersezt. Kröpfe sind häufig, in den Gebirgschluchten von
Radmer gibt es viele taubstumme, blödsinnige und auch kretinartige Menschen.
Nie in unseren nördlichen Gebirgpartien überhaupt, find auch hier Katarrhe, Rheu-
matismen, Entzündungm der Brustorgane, Herzfehler und Gicht die vorherrschen-
den Krankheiten; in dumpfig-feuchten Wohnungen sind auch die Skrofeln an
der Tagesordnung. Von Lungenentzündungen werdm vorzüglich die Bergarbeiter
ergriffen, da der ßrzberg gegen N. offen liegt, und die Einatmung des Eisenftein-
staubes ebenfalls nachteilig wirkt. Die orientalifche Pest soll hier 1615. 1690 und
1745 geherrscht haben. Scharlach, Masern und Blattern kommen öfters epide»
misch vor. Tifus zeigte sich seit 1839 einigemal und zulezt 1856 unter den
hauptgewerkschaftlichen Arbeitern. Leichte Werelfieber wurden in sehr nassen Som-
mern an einigen versumpften Stellen in der nördl. Abdachung des Neuwaldegg
und am sumpfigen Ende des Leopoldsteinersees beobachtet. Einwanderer leidm an-
fangs meist an Durchfällen, mitunter auch an Verstopfung. Italiener oder Un-
garn, welche am Werelficber litten, bekommen hier meist wieder einige Anfälle,
die aber von selbst ausbleiben und nicht wiederkehren.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen