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Amtsbezirk MĂŒrzzuschlag. ZY4
schĂŒffigen Kalk enthaltend. Die WaldbestĂ€nde sind Nadelholz; in sonnigen Lagen
gedeiht auch Obst, wenn Nachftöste im FrĂŒhling die BlĂŒten nicht zerstören; Wald«
lirschen findet man hĂ€ufig. Die vorzĂŒglichsten Getreidearten sind Korn und Hafer; im
Lehmboden wird auch Weizen gebaut, ErdÀpfel geraten vortrefflich, werden aber
wenig beachtet. Der schöne MĂŒrztaler-Homviehschlag scheint hier in Abname begriffen;
auf den Gebirgen werden auch viele grobwollige Schafe gehalten. Die Haupt«
BeschÀftigung der Bewohner ist die Viehzucht; in zweiter Linie steht die Wald«
wirtschaft.
Der Volksschlag ist mehr klein und gedrungen, aber krÀftig, gesund und
abgehĂ€rtet; auch das weibliche Geschlecht ist muskulös, krĂ€ftig und regelmĂ€Ăig ge«
baut, ohne eben schön zu sein. Das Vol t hat alle guten Eigenschaften, Sitten
und Gewohnheiten unserer Gebirgsbewohner, aber auch ihre Fehler. Es singt geme
und ist fröhlich. Minder heiter sind die Bergknappen, welche ihre schönste Lebens«
zeit in dunkelen Schachten verbringen mĂŒssen. Die Bauern wirken bei Bauten
gemeinschaftlich zusammen (wie in den meisten Gegenden von Steiermark), wo«
nach der Bau-EigentĂŒmer ein Zimmermal gibt. Kröpfe sind selten, Kretinen
beinahe unbekannt.
Der Gesundheit zu stand ist im Allgemeinen sehr gut. Nur die ver«
dorbene Grubenluft in den Bergwerken und die zehrende Hize bei den Hochöfen
und Hammerwerken baben auf die Gesundheit der Arbeiter einm wesentlichen Ein«
fiuĂ. Am hĂ€ufigsten sterben die Menschen an Auszehrung. EntzĂŒndungkrankheiten,
Lungen« und Wassersuchten. Im breiteren MĂŒrztal kommen auch ziemlich hĂ€usig Leber«
leiden und allenthalben Atrosie der SÀuglinge vor; Scharlach-, Masern-und Blattern«
Epidemien sind nicht selten. Blatten» herrschten im I. 4842. auch 4856, Tifus
in gröĂerer Ausdehnung 4846 und 1856, eine bösartige Scharlach-Epidemie
4855 und Keuchhusten 4854; die hÀutige BrÀune kommt (wie 4856 und
4857) auffallend hÀusig vor. Die Cholera herrschte hier im Jahr 4832 in den
Gegendm von Langenwang und MĂŒrzzuscklag, wo von 33 erkrankten Personen
49 (57«/o) starben. Im August und September 4836 trat diese Weltseuche
wiederholt in den Gegenden von Neuberg, im Markt MĂŒrzzuschlag und um Lan«
genwang auf, aber so milde, daà von vielen Erkrankten nur sehr wenige geftor«
ben sein sollen. SpÀter (4849) wurde sie durch Eisenbahnarbeiter wieder nach
MĂŒrzzuschlag eingeschleppt, gewann aber keine Ausbreitung.
Als WoltÀtigkeit 'Anftalten bestehen ArmenspitÀler in Langenwang,
MĂŒrzzuschlag, Spital und Neuberg. eine Arbeiter-Vruderlade fĂŒr die Werksarbeiter
und ein MildtĂ€tigkeitfond fĂŒr Puddlingarbeiter in Neuberg. An SanitĂ€tpersonen
befinden sich in diesem Bezirke 4 Doktor d. Med. (in Neuberg), 4 Apotheker (in
MĂŒrzzuschlag), 6 WundĂ€rzte (in MĂŒrzzuschlag 2, in Spital, MĂŒrzsteg, Neuberg
und Langenwang je 4). dann 40 Hebammen, 2 Kur- und 3 Beschlagschmiede. In
Kapellen ist ein ungeprĂŒfter Todtenbeschauer, in MĂŒrzzuschlag ein Abdeker; After-
Ă€rzte sind im Bezirke nicht bekannt.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen