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334 Hauptstadt Graz. Volksleben,
speise üblich. Zur Suppe gibt man auch gerne Haidensterz. Spekknödel (Klösse),
Gries- und Mehl-Nokerln u. s. w. Außer dem Sauerkraut sind die vorzüglichsten
Gemüse im Frühjahr Voksbart (ii-aFopo^on pi-at6U8e). Spinat, Kochsalat,
später Kohl, Kohlrabi, Kopfkohl (süßes Kraut) und im Herbste weiße Rüben
(Lra88io» rapa) süß und gesäuert. An Fasttagen kommen verschiedene Fasten-
suppm, Haidensterz mit Milch, Fisolen oder Linsen mit Sauerkraut oder einem an»
deren Gemüse, einer Mebl- oder Eierspeise auf den Tisch. Wolhabendere Familien
gönnen sich auck noch Fluß- und Seefische, welch' leztere durch die Triester-Eisen-
bahn immer frisch zugeführt werden. Von Schwämmen wird vorzüglich nur der
Herrenpilz, der Champion und die Morchel (Maurache). mitunter auch der Täub-
ling, die Värentaze ((^avai-ia), der Hirschling (H^änum iubrieÄtuiu^der Bratling,
der Herbling (Pfesserling), der Rechling und viele andere genossen. Die Landleute kennen
die eßbaren Schwämme sehr gut, und bringen nur die vorzüglichste«, nie aber giftige
zum Markte. Die Fastenspeisen werden in der Regel mit Rindschmal; (geschmol«
zene Vutter) bereitet, welches sehr häusig unzwekmäßig gesotten, nicht gehörig ge<
reiniget, und daher ranzig und ungesund ist. Von den heimischen Oelen sind:
das Leinöl, das Kürbiskernöl und das Weinbeerkernöl (aus der Schilchertraube)
beliebt. Das Brot (aus schwärzerem Weizen- und aus Roggenmehl) und die ge-
meine Semmel (aus weißen Weizenmehl) find schmakhaft. Das Grazer-Zwiebal
ist vorzüglich, wird häufig zum Milchbrei für Kinder verwendet und auch als
Handelsartikel versendet. Zum Frühstüke dient der unvermeidliche Kaff eh,
wozu Milch und Rahm gut und billig zu haben sind — wenn auch oft mit etwas
gesundem Waffer verdünnt. Schädliche Milchverfälschungen sind nicht nachgewiesen
worden. Das Frühstük wird sehr häufig in Kaffehhäusern und bei Milchmarian«
deln eingenommen. Die Abendkost ist gewöhnlich sehr einfach, und besteht in
vielen Häusern nur aus einer Suppe mit Gemüse und den zu Mittag erübrigten
Fleischresten; wo Iausen-Kaffeh genommen wird, kommt Abends in der Regel nur
eine Suppe mit Eingekochtem auf den Tifch. In den zalreichen Gasthäusern speist
man gut und billig.
Die Eßgeschirre bestehen großenteils aus Porzellan; nur die ärmere
Klaffe bedient sich des Stein-oder Zinngeschirres, welches leztere früher allgemein üblich
war, gegenwärtig aber immer seltener wird. Die irdenen Koch-Geschirre haben
sehr häusig eine schlechte Bleiglasur, und können der Gesundheit schädlich
werden; es ist daher ratsam, solche vor dem Gebrauche mit verdünntem Essig
auszukochen.
Den Armen-Fisikern ist die Sanitätaufsicht über den Verkauf
sämmtlicher Lebensmittel und Getränke übertragen. Eigme Plazaufseher
überwachen die Viktualien-Märkte. Die Preise der Fleisch- und Bäkerwaaren werden
monatlich feftgesezt.
3) Das Trink wasser der Stadt kommt in dm östlichen höheren Partien
von den Quellen der nördl. und öftl. Hügel; im tieferen Murgebiete scheint es
größtenteils vom Murstrome selbst zu kommen. Es hat alle Vorzüge eines
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen