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3ß8 Hauptstadt G«j. Das Findelhau«.
Dm wichtigsten Punkt bildet die Verpflegung der Findlinge beson»
ders auf dem Lande. Sobald man sich nach geschehener Beobachtung überzeugt
hat, daß ein Kind gesund, und geeignet sei in auswärtige Pflege gegeben zu wer»
den. wird es wo möglich auf das Land an verläßliche Pfiegeältern übergeben,
welche sich mit einem pfarramtlichen Zeugnisse um ein solches melden. Für die
7jährige Verpflegung eines folchen Kindes werden zufolge Erl. d. Minist, d. I. v.
30. Dez. 485t, Z. 27,379 vergütet: im 4. Lebensjahr 30 fi,. im 2. Lebensj.
24 fl.. vom 3. bis zum vollendeten 7. Lebensjahr 400 fi. (zus. 454 fl.) KM.
Dazu erhalten die Pfiegeältern noch eine Vergütung der Zureisekosten von 4 bis
4 fi. In Fällen, wo die Verpflegung noch über das 7. Lebensjahr hinaus (nach
Gutachten des k. k. Bezirksarztes) notwendig ist. wird bis zum 40. Lebensj. noch
jährl. eine Vergütung von 20 fl. KM. fiüßig gemacht.
Den Pfarrämtern liegt die Neberwachung der Findlinge ob. und sie
haben halbjährig (im Jänner u. Juli) den durch Etatth.-Erlaß v. 49. Mai 4856.
Z. 7284. vereinfachten Ausweis über diefelben vorzulegen. Nach Ver t rag v.
48. September 4855 obliegt der Gemeinde der barmh. Schwestern die ent«
sprechende Unterbringung der Findlinge bei Pftegeältern, die Nachschau und
Ueberwachung der lezteren. Die Echwesterngemeinde ist auch berechtiget, Findlinge
nach ihrer Auswahl gegen Bezug der Verpsteggebühren in eigme paffende Verpflegung
zu nemen, und verpflichtet, die von den Pfiegeältern vor Ablauf des Termines zu»
rükgesendeten Findlinge, gegen Bezug dieser Gebühren, außerhalb der Fondsgebäude
in eigener Verpflegung zu erhalten. Für solche Kinder haben die Schwestern am
Graben, den Karmelitern gegenüber, ein eigenes Lokale, wo immer 30—40
derselben verpflegt, und auf Verlangen an Parteien hinausgegeben werden.
Im Dezennium von 4833 bis 4842 wurden jährlich im Durchschnitte 4062.^
Findlinge verpflegt. Davon kamen 406 Mädchen auf 400 Knaben. Die Zal der
Findlinge stieg in diesem Dezmnium stufenweise von 3334 auf 4978, also um 50"/y.
Nach den neueren Ausweisen der 3 Jahre 4854 bis 4856 war der Stand der
Findlinge durchschnittlich am Schlüsse eines jeden Semesters 4497, also kaum über
40«/„ höher als im vorerwähnten Dezennium; ja das 2. Semester 4857 (mit
4254) steht dem von 4842 (mit 4978) sogar um 47«/<, nach. Im 4. Sem.
4858 war diese Zal noch geringer (4234), und stieg im 2. Sem. nicht viel über
2"/o (4334). In beiden Semestern wurden nämlich verpflegt 5507; davon starbm
744 (43°/o). in unentgeltliche Pflege wurden teils vor, teils nach dm Normalalter
untergebracht 462 (8,2°/«). und in Verpflegung bliebm am Schlüsse d. I. 4858
nur 4334 (78,7°/«). Die Zal der Mädchen war fortwährend um beiläufig 6°/°
prävalirmd. Dieser Unterschied erklärt sich dadurch, daß nach den Sterblichkeit«
Berechnungen in der Stadt Graz, mit Einschluß der Findlinge, in den ersten 9
Lebensmonaten um 28°/o mehr Knaben als Mädchen starben. Die Gesammt»
kosten der Findelanftalt sind sehr bedeutend. Sie betrugen i. I. 4854,
welches dem Vertrage mit den barmh. Schwestern als Norm diente, 433,664 fi. KM.
Darunter waren Regiekosten 46,526 fl. und Kosten der Findlinge außer dem Hause
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen