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Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
Seite - 371 -
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Hauptstadt Graz. Spital der barmh. «rüder. 374 das Gelübde ab, ihr ganzes Leben dem Dienste armer Kranken zu wid- men — ohne Unterschied des Alters, der Herkunft, des Standes und der Religion derselben. Diese Humanitätanstalt, deren Gebäude in der Murvorstadt noch auf dem Plaze stehen, wo sie gegründet wurden, ist bei dem Mangel eines nam- haften Fond-Vermögens fast lediglich auf die milden Spenden des Volkes, welche durch die Ordensglieder eingesammelt oder sonst geliefert werden, und auf den Er- trag ihrer Apotheke angewiesen, welche auch dem Publikum, wie jede andere Gewerbapotbeke offen, übrigens aber mit dem Konvente in keiner Verbindung steht, a) Einrichtung der Anstalt. Das Kloster und Hospital der barm- berzigm Brüder ist in der Muruorstadt. Dasselbe wurde seit 4. April 1859 durch Einführung der strengen Observanz neu regulirt. Es hat einen Prior (Priester). 1 Prokurator und 24 Laienbrüder, von welchen 4 in der Apotheke als Gebilfe verwendet wird.. Sie stehen unter dem Fürstbischöfe in Graz. In die Anstalt werden nur männliche Kranke aufgenommen. Für diese Kranken besteht im ansehnlichen Klo st ergebn ude ebenerdig ein großer hoher, gewölbter und mit Steinen gepfiafteter Saal . in welchem 50 Betten aufgerichtet sind. Am nördl. Ende desselben ist ein Altar, auf welchem täglich Messe gelefen wird. Die Fenster sind bei 8 Fuß über den Veiten'angebracht, die Bettstellen von Holz, mit Vorhängen und jede mit einer Gurte versehen, mittels derer sich der schwache Kranke selbst aufrichten kann. Erterne und interne Kranke sind hier nicht geschie- den. Im 4. Stokwerke ist aber ein zweiter Saal mit 12 Betten für Ausfchlag- kranke und Sifilitische gewidmet. Außerdem besteht uoch ein Zimmer mit 2 Netten für besondere Fälle, dann sind in diesem Stok, vome in der früheren Wohnung des Priors, 2 Zimmer mit 4 Netten für erkrankte Handlungdiener. Im 2. Stok besteht ein Saal und ein Extrazimmer für irrsinnige Geistliche. Der Saal dieser Quasi- Irren anst alt für Geistliche ist durch Holzver- schlage in 12 übrigens woleingerichtete Zellen abgeteilt, welche noch einm Raum zur freien Bewegung für die Kranken übrig lassen. Das Extrazimmer ist für Tobsüchtige bestimmt. Die Mangelhaft iglei t dieses Institutes, welches schon vor 76 Jahren zufolge Hofd. v. 3. März 1783 eingerichtet wurde, «um den geistli- chen Vorstehern alle Gelegenheit zu benemen, ihre Brüder aus bloßem Verfol- gungsgeiste unter dem Vorwande einer Narrheit in Klöstern einzukerkern," ist im gegenwärtigen Jahrhunderte der Humanität und des Fortschrittes besonders auf- fallend. Abgesehen von dem beschränkten Raum und dem Mangel an nötigm Be- helfen, kann bier von einer gehörigen psichischen Behandlung selbst bei der anerkannten Tüchtigkeit und dem ««ermüdeten Eifer des außerhalb des Klo- sters wohnenden Hm. Spital-Ordinarius, und bei dem besten Willen der Ordensglieder nicht die Rede sein; die armen Geistlichen finden hier keine auch nur nach den bescheidensten Forderungen der neueren Psichiatrie eingerichtete Heil-, sondern nicht viel mehr als eine Verwahrung-Anstalt, wie es die früheren Irren- und Tollhäuser waren. Da den barmh. Brüdern die Errichtung einer dem gegenwärtigen Stand- punkte der Psichiatrie entsprechenden Anstalt für Geisteskranke nicht zugemutet wer- 24 '
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Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
Titel
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
Autor
Mathias Macher
Verlag
Ferstl'sche Buchhandlung
Ort
Graz
Datum
1860
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.91 x 20.62 cm
Seiten
632
Schlagwörter
Topographie, Kartografie, Statistik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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