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372 Hauptstadt Gr«z. Spital der barmh. Brüder.
dm kann, so müssen wir im Interesse der Humanität wünschen, daß lünftig auch
die irrfinnigen Geistlichen in der gewiß zweckentsprechenden neuen Irren«
Anstal l . welche auf der schönen Besizung von Messen dorf (1 Stunde südl.
von Oraz) hergerichtet wird. untergebracht werden möchten.
Die Gesammtzal der Krankenbetten des Spitals ist 80. Im Bade»
zimmer sind zwei Holzwannen, deren eine für Ausschlagkranke bestimmt ist.
Der Garten für die Rekonvaleszenten ist mit Kastanienbäumen besezt. aber nicht
besonders geräumig. Die Verstorbenen werden in eine einfache Todtenkammer
eingesezt. Außer der erwähnten mangelhaften Einrichtung für Irrsinnige sind noch
als wesentliche Gebrechen zu bezeichnen: «,) der Steinboden des großm
Krankensaales, welcher höchst wahrscheinlich häusige Verkühlungen der Kranken ver-
anlaßt; d) der Mangel an Eis, welches bei jedem dringenden Bedarfe immer
erst unter großem Zeitverluste von außenher bezogm werden muß; o) die gar zu
ökonomische Kürze der Vettdeken, welche bei größeren Männern eine schädliche
Verkühlung entweder der Füße oder der Brust zulassen. Die Behebung dieser Nebel-
stände, nach der neuen Regnlinmg des Klosters, wird nicht vergebens erwartet werden.
Die eigentliche Krankenpflege ist nur dm Konventualen anvertraut. Ordina-
rius ist immer ein auswärtiger A rz t ; außer diesem ist noch ein auswärtiger
Operateur als chirurgischer Ordinarius statt der früherm Ordens-Wundärzte
angestellt. Nur in der Apotheke, welche seit Juni 4839 ebenfalls einen welt-
lichen Provisor mit 2 solchen Gehilfen hat. besteht noch ein dritter Gehilfe aus
dem Orden. Der jeweilige Pr ior ist Vorsteher des Konventes und des Spitales
wie auch Verwalter des Klostervermögens.
Die Heilanstalt steht unter der unmittelbaren Aufsicht des Magistrates,
hat aber weder von der Gemeinde noch vom Staate eine bestimmte Nnterstüzung,
außer jährl. 40 Ztr. Sudsalz vom lezterm. Die meisten Handwerkzünfte zalm
jährliche Beiträge, und der Handlungdiener-Kranken-Verein vergütet die Kosten für
die im Institute verpflegten kranken Handlungdimer. Die Wundärzte aus dem
Orden der barmherzigen Brüder dürfen nicht außerhalb des Klosters praktiziren
(Hofd. o. 24. Febr. 1770), und sind selbst nach ihrem Austritte aus dem Orden
nicht berechtiget die chirurgische Praxis auszuüben (Erlaß d. Minist, d. Innern v.
2. Mai 1856).
b) Benüzung des Barmherzigen-Spita l s. Jeder männliche
Kranke hat in diesem Institute Zutritt und wird, insoferne er nicht ein Siecher ist,
unbedingt aufgenommen, so lange der Raum zureicht. Der ankommende
Kranke erhält ein reines Bett, und sein Nazionale, der Krankheitzustand :c. wird
in das Aufnambuch eingetragen. Bei der täglichen Ordinazion wird der Ordinarius
von dem Ordens-Apotheker-Gehilfen begleitet, welcher die verordneten Arzneim in
das Medikamentenbuch einschreibt. Die Speisen werden aus der Klostelküche nach
der Ordinazion des Arztes verabfolgt.
Im Dezmnium v. I. 1833—4842 wurden im Durchschnitte jährlich
aufgenommen 1297 Kranke. Davon starben nur 8I.5 (6,z°/<,). Nach dem
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen