Seite - 413 - in Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark

Amtsbezirk Umgebung Graz. 443 (kudwigsbad) gebraucht, vorzüglich aber, mittels eines geeigneten Dampf-Apparates auf 38" It. erwärmt, zu einem warmen Vollbad benüzt. Außer diesen Voll- oder Gehbädern werden hier noch Wannen-, Douche«, Tropf» und Regenbäder in Anwendung gebracht. Die Anstalt ist zu aller Behaglichkeit der Kurgäste eingerichtet. Die schonen Anlagen im herrlichen Nadelholzwalde sind von bedeutendem medizinischen Werte; die prächtige neue Wandelbahn zwischen dem Kühlbade und dem Ludwigsbade mit ihrem niedlichm Saale dient als ein Punkt geselliger Vereinigung bei ungünstiger Witterung, eben so der schöne große Speisesaal- und das Traiteurie-Gebäude. Im kühlen Bade wird auch Schwimm-Unterricht erteilt. Auf der Wiese oberhalb des kühlen Bades ist jedoch eine eigene Sch wimmschule erbaut, deren Bassin aus dem Tobelbache mittels eines eigenen, von demselben Bache in Be« wegung gesezten Pumpwerkes gespeiset wird. Im Badeort ist ferner eine Pfarre, eine tägliche Posterpedizion, so wie Post- und Stellwagen-Verbindung mit Graz, Stainz und Voitsberg. Auch kann die nahe vorüberziehende Köfiacher-Eisenbahn täglich zu Fahtten nach Gra; und Voits- berg ?c. benüzt werden. Die Direkzion und polizeiliche Inspekzion der Anstalt führt der jeweilige Badearzt (gegenwärtig Herr Dr. Gustav v. Kottowitz), welcher auch eine woleingerichtete Hausapotheke und einen Vorrat von verschiedenen Mineralwässern hält. Zur Unterkunft der Kurgäste sind 418 gut eingerichtete Zimmer und noch einige Hauschen disponibel. Die Nadesaison dauert vom 4. Mai bis ßnde September. Die Kurtare ist 2 fi.; diePreise der Wohnungen und überhaupt aller Lebensbedürfnisse sind billig. Die Bäder können von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends benüzt werden. In den Vollbädern sind die Stundm des Badens für die Herren und für die Frauen eigens bestimmt. Den Besuch- gästen ist das Baden in den Vollbädern vor 9 Uhr nur dann gestattet, wenn die eigentlichen Kurgäste dadurch nicht belästiget sind. Die Z a l der järlichen Kurgäste übersteigt 500. Die hoh. Herren Stände verwenden järlich bedeutende Beträge (400—600 st.) zum Unterhalte armer Kur- gäste in Tobelbad. welche nach 4 Kategorien teils das Bad. die Wohnung, gänzliche Verpflegung, so wie die Hin- und Rükreise frei haben, teils nm einzelne dieser Rubriken oder auch nur das Bad allein unentgeltlich erhalten. Gesuche um eine solche Unterstüzung sind bis längstens 25. April j. I. bei der h. Verordneten« Stelle einzubringen, Die Heilwirkung des Tobeibades ist besonders eine belebende und stärkende, und schon ältere Beobachtungen schreiben demselben eine verjüngende Kraft zu. Der Grundcharakter der Krankheiten, für welche sich dies Bad vorzugsweise eignet, ist daher Schwäche und Passivität. Dazu gehören viele Nervenkrankheiten, Lähmungen, lheumatisch-gichtische, hämorrhoidal- und skrofulöse Leiden, viele Frauen« krankheiten, wie Bleichsucht, passive Mutter-Vlutfiüße. Entkräftung nach häufigen Schwangerschaften, Geneigtheit zu Frühgeburten und Abortus, Seukung der Gebär»