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Amtsbezirk Stainz. 427
Schampion mit dem weißen Fliegenschwamm (^F»r. vsruu» duibogu») verwereln,
auch nie einen Schwamm essen, dessen Genuß nicht üblich ist; daher sind hier
Vergiftungen durch Schwämme ganz unbekannt. Man genießt vorzüglich nur die
wolschmekenden und leichtverdaulichen Arten, wie den Herrenpilz, den grauen, blauen,
grünen, fleischroten «nd braunen Täubling, den Schampion. den Kaiserling. die
Maurache (Morchel), den schuppigen Hirschling, den feinblätterigen Hcrbling (^.ßar.
piperatu» «äuli») und einige zarte Klav anen«Arten; selten nimmt man den
eigelben Rechling, den häufigen Semmelpilz, die Bärentaze u. dgl. mit, und läßt
den Kuh« und Roßpilz, den gelben Hirschling (H^äuum ropanäuiu). so wie alle
schwerverdaulichen und minder schmakhaften Schwämme unberührt. Die Genieß,
barleit des rotmilchlgen Täublings (^.zar. 6eIloio8U8) scheint man hier nicht zu
kennen, und der weißmilchige Bratling wird nur von den schwammsuckenden Kindern
roh gegessen.
An Mineralien liefern die ausgedehnten Gneislager, besonders in den Gm.
Wald, Teufenbach und Trog vortreffliche Steinplatten bis zur Größe von mehr
als 80 Od.'Fuß. welche besonders in Graz zu den Trottoirs benüzt werden. In
der Gm. Trog ist eine Gruppe von Sauerbrunnen (S. 429).
Die Hornviehzucht ist bedeutend. Die Stainzer Mastoren liefern einen
großen Teil des Fleischbedarfes der Hauptstadt, und werden selbst nach Wien geliefert.
Die mit Mais gemästeten Kapaunen wandern im Winter von hier in die weite
Welt. Die Schweinzucht wird ebenfalls stark betrieben, und erst unlängst wurde
ein Stül der chinesischen Raffe im Gewichte von 6 Zentnern verkauft. Die Pferde-
zucht wird im ebenen Stainztale gepflegt, weswegen im Markte Stainz auch eine
l. k. Veschälstazion ist. Das Jagd wild wird in den Tal- und Hügelgegenden
leider zu sehr gehegt, so daß besonders die Hasen dem Landmanne an den Obst«
bäumen und Weinreben außerordentlichen Schaden verursachen. Im Stainzftuffe
werden schmakhafte Forellen, gegen Preding zu auch große Karpfen und manchmal
sogar ein Fischotter gefangen. Von den schädlichen Tieren sind nach den Hasen
auch die Iltisse zu nennen, welche dem Geflügel sehr nachstellen. Giftiges Gewürm
u. dgl. ist nicht vorhanden.
Der Menschenschlag ist hier viel vorzüglicher als in Noitsberg. Dies siebt
man klar aus den Ergebnissen der Rekrutirungen. nach welchen (in den Jahren 4851
bis 1858) in Stainz jeder 4., in Voitsberg aber kaum jeder 44. militärpflichtige
Nursche diensttauglich befunden wurde. Auch hier sind die Gebirgbewobner allenthalben
denen des Voitsberger-Vezirkes ähnlich, aber geistig etwas mehr entwikelt; die Zal
der Kropfigen, Blöden und Unbeholfenen ist geringer; Kretinen kommen gar nicht,
und Leute mit lretinischer Anlage nur selten vor, obwol der ganze Gebirgstok ein
kriftallinisches Urgebirge ist. Der schönste Menschenschlag zeigt sich im südöftl. Tal«
und Hügellande. Dem Charakter nach gleichen die Bewohner ganz denen des
Noitsberger-Nezirkes; auch ihr Sprachdialekt ist derselbe; Kleidung, Wohnung,
Nahrung und Familienleben sind nicht wesentlich verschieden; die Nildungstufe ist
aber im Ganzen eine etwas höhere; Aberglauben und Vorurteile nemen almälig ab.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen