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428 Amtsbezirk Stainz.
und gegen die Impfung herrscht wenig Vorurteil. Besonders muß die Gutmütigkeit
und ein freund-nachbarliches Benemen des Volkes hervorgehoben werden, welches sich
vorzüglich bei Erkrankungen oder Verunglükungen in schönem Lichte zeigt. Bei Brand«
unglüken beeilen sich alle Nachbargemeinden, zur Unterstüzung der Verunglükten und
zum Aufbau ihrer Häuser das Nötige beizutragen, bei Erkrankung oder sonstiger
Verhinderung eines Grundbesizers bauen die Nachbarn ungebeten seine Neker, führen
die Ernte ein, und leisten alle nötige Hilfe — obwol sie sonst oft streitsüchtig sind
und, wenn der Schilcher mitwirkt, nicht selten in argen Konflikt geraten. Der Schul-
besuch ist allgemein und der Unterricht hat, obwol mangelhaft, bei der Vildung-
fähigkeit der Kinder guten Erfolg. Da nur in jeder der 3 Pfarren des Bezirkes
1 öffentliche Elementarschule bestand, so haben die Gemeinden auf eigene Kosten noch
8 Gemeindeschulen errichtet; 4746 Kinder (jeder 9. Bw.) finden in 45 Lehrzimmern
Unterricht, so daß 444 Kinder auf jedes Lehrzimmer kommen.
Der Gesundheitzustand ist ein günstiger. Außer vereinzelten Werelfiebern
im Stainztal, wo der Fluß viele Krümmungen macht und viele Wiesen moorig
infiltrirt. dann dem häufig vorkommenden Kröpf in den Gebirggegenden, sind hier keine
Krankheiten, welche man der Oertlichkeit zuschreiben könnte. Die herrschenden
Krankheiten sind. wie im Grazer-Kreise überhaupt, Katarrhe uud Rheumatismen mit
ihren Folgeübeln. Als Epidemien erschienen in den lezten 6 Jahren: 4854 der
Keuchhusten allgemein, 4853 der Scharlach in Stainz und auf den nördlichen Bergen,
dann 4854 die Ruhr in Gams. Die Blattern zeigten sich mehrmal vereinzelt, wurdm
aber nie epidemisch.
Die Armenversorgung geschieht in der Regel in den Gemeinden von
Haus zu Haus, wobei die teilweise Arbeitfähigen auch leichte Arbeiten verrichten.
Die 3 Pfarr-Armeninstitute tragen ebenfalls Einiges bei. In Stainz ist auch ein so-
genanntes Bürgersvital. Die Leichen der Verstorbenen werden von den Wund«
ärzten besichtiget, und auf dieselbe Art behandelt wie im Bez. Voitsberg; nur wird
ihnen der Hut nicht mit in den Sarg gegeben. Sanitätpersonen sind im
Bezirke 45, nämlich 4 Doktor d. Met», als k. k. Bezirks- und Gericktsarzt. dann
4 Apotheker (in Etainz), 5 Wundärzte (in Et. Stefan, Gams und St. Josef je
4 und in Stainz 2), 7 Hebammm und 4 Kurschmied. welcher zugleich Abdeker in
Wieselsdorf ist. Die Gebirggegenden haben anch hier ihre Afterärzte und Bein-
bruchheiler, welche großen Zugang finden. Sie wurden schon mehrmal ohne Erfolg
gerichtlich abgestraft; einer derselben hatte im I. 4856 sogar die Kekheit, beiden
k. k. Behörden um ein Befugniß zur Heilung von Knochenbrüchen einzukommen.
o. Katastral-Gemcinden.
Die 54 Gemeinden des Bezirkes lassen sick am besten nach den Vachgebieten
und Pfarren gruppiren. wie sie von W. nach O. sich aneinander reihen.
a) Die Rofenkogelgegeud mit den der Lasniz zugehenden Bachgebieten
tes Vochera-, Gams- und Wildbaches nimmt den größten Teil der Pfarre Gams
ein, und nur wenige Gemcnttctt derselben gehören der Pfarre Stain; und den
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen