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Amtsbezirk Muregg. 449
mengen Ton und nur 0,26 "/l> Humus. Vei Obermuregg sind auch Muschelkalk.
Steinbrüche, in Straden Mühlstein-Konglomerate und in Trösing Muschelkalk. An
den westl. Abdachungen des vulkanischen Stradnerberg.es, sind versumpfte Sän er«
linge. Das Trinkwasser ist im Mmtale weich und minder gesund.
In dm nördlichen Teilen des Bezirkes ist unter den Waldbäumen das Nadelholz,
in den südl. die Weißbuche vorherrschend. Die Riederwaldungen an den Murufern
enthalten vorzüglich Eichen, Rüsten, Erlen, Weiden. Espen u. dgl. Auch der Kastanien-
baum ist nicht selten. Obstbäume. vorzüglich Zwetschken« und Nußbaume sind sehr
häusig, zumal in den windischen Büheln. Nebst den gewöhnlichen Getreidearten
(Weizen, Korn, Mais, Hirse u. s. w.) wird als zweite Frucht auch Haiden gebaut.
Hopfengärten, Lein- und Rüpsfelder sind nicht selten; Kürbisse, Erdäpfel. Rüben und
Mohren werden vorzüglich für das Vieh kultivirt Kohl (Kraut), Bohnen (Fisolen),
Linsen und ähnliche Gemüse fehlen gleichfalls nicht. Der Wein aus den windischen
Büheln (Kriechenberg) ist ein ausgezeichneter Tischwein; von geringerer Qualität sind
die an den nördlichen Anhöhen erzeugten Weine. Unter den gewöhnlichen Haus-
tieren werden im Murtale besonders Pferde kultivirt; auch die Geflügelzucht ist
ein wichtiger Erwerbzweig; vorzüglich sind die Indianen aus dieser Gegend beliebt.
Zu dm schädlichen Tieren gehört hier auch der Fischotter, welcher in der Mur den
Fischen nachstellt. Bei den Hasen kommt hier eine Art sifilitifcher Geschwüre
an den Genitalien vor; auch findet man kropfige Hasen, und viele dieser Tiere
gehen an der Trommelsucht ein, wenn sie die Bäume stark benagen.
Der Menschenschlag ist ein mittlerer. Kräftige Körperformen sind seltm.
Der Bezirk kann sein Rekruten-Kontingent sehr oft nicht abstellen. Die gewöhn»'
lichen Gebrechen sind: Varikositäten, Leistenbrüche, Riikgratverkrümmungen, allgemeine
Schwächlichkeit. Das weibliche Geschlecht ist etwas kräftiger, iedoch sind Gebär-
mutter- und Scheidenvorfälle in Folge unzwekmäßigen Verhaltens im Wochenbette
sehr häufig. Kretinismus ist hier unbekannt, aber Schwachsinn und Blödheit
kommen vereinzelt vor in Absberg und Roßhof an der Straße des rechten Mur-
ufers, dann in Miffeldon nächst Muregg. Man glaubt dies Vorkommen der Ab-
stammung von schwachsinnigen Aeltern zuschreiben zu dürfen. Auch verkümmertes
Wachstum ist nicht selten. In geistiger Beziehung ist die Bevölkerung des Mur-
tales merklich voraus. Ein großer Vorzug der Bewohner ist ihre Gutmütigkeit;
Heiterkeit und Frohsinn fehlt ihnen nicht. Der Weingenuß gibt oft Veranlassung
zu rohen Schlägereien. Für Gesang und Musik herrscht wenig Sinn. Die Haus-
bildung besteht, wie fast überall auf dem Lande, nur in Erlernung der Berufs«
arbeiten. Schulunterricht wird in 5 Mrr- und 7 Gemeindeschulen 2272 Kindern
(jedem 8 Bw.) in 48 Lehrzimmern erteilt, fo daß auf jedes Lehrzimmer 426 Kinder
entfallen. Die Sprache ist in der gangen linken Murgegend teutsch, in einer
gezogenen aber minder singenden Mundart als im Sulmtal; am rechten Murufer
an der Straße jedoch gemischt (teutsch und windisch), und in den windischen Büheln
lediglich windisch. Leztere Sprache wird hier' in einem singenden mit vielen teutschen
Wörtern gemischten Dialekte gesprochen. Wohnung, Kleidung, Nahrung, das Fa-
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen