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Amtsbezirk Gleisdorf. 475
4 Lehrzimmer kommen. Unter je 8 Bewohnern ist ein Schulkind. Wenn auch in den
Sommermonatm viele Kinder zu Hause beschäftiget und besonders zum Viehhüten
verwendet werden mögen, so ist es doch in vielen dieser Lokale nicht möglich, die«
selben anders als nach Abteilungen zu halbtätigem Unterrichte unterzubringen.
In Bezug auf die herrschenden Krankheiten sind besonders im Winter,
im Frühjahr und im Spätherbst Rheumatismen und Katarrhe allgemein. Triefende
Augen, Schwerhörigkeit, chronische Brustkatarrhe und Diarrhöen find häufige Folgm
davon. Bei Kindern, mitunter auch bei Erwachsenen, erscheint sehr oft eine Kom»
plilazion mit Wurmleiben, wozu vielleicht die feuchte Luft, das Trinkwaffer, der
Genuß vieler Mehlspeisen und das allgemeine Getränke, der Obstmost, beitragen mögen.
Die Entzündungen haben an Intensität und Frequenz abgenommen, dagegen sind
gastrische, katarrhös-rheumatische und nervöse Krankheiten mit ihren Nachübeln beinahe
stazionär geworden. Einfache gastrische Krankheiten bis zum ausgebildeten Sabural-
Schleim- und Gallenfieber sind die frequentesten, und werden gewöhnlich durch Ver«
lühlungen und Diätfehler verursacht. Werelfieber. ein» und dreitägige, find in den
Fluß- und Bachtälern, wo sich zalreiche versumpfte und moorige Wiesenstellen befinden,
besonders im Raabtal in vielen Gemeinden heimisch, ohne jedoch bösartig zn werden.
An diese reihen sich in denselben Gemeinden die tifösen Fieber an; Waffer- und
Lungensucht, in Folge klimatischer Einflüsse, liefern sehr viele Todfälle. Bei Kindern
kommen nebst Würmern (Askariden) oft Skrofeln, Bräune, Geb irnhöblM'Waffersucht,
bei Mädchen Bleichsucht und Klampfe, bei Weibern Gebärmutter-Blutfiüsse und Hifterie
vor. Auch die Sifilis ist leider nicht selten. Bedeutende Epidemien find im
Bezirke seit 30 Jahren nicht vorgekommen. Blattern. Scharlach, Masem, Keuch-
husten, Tifus und Ruhr zeigten sich öfters in einzelnen Gemeinden, ohne eine
besondere Ausdehnung zu gewinnen. So erschienen die Blattern in den I. 4852
und 1855 in den Pfarren Gleisdorf und Sinabeltirchen. der Scharlach 4834. die
Masern 4849 und 4850. die Ruhr 4856 in mehren Pfarren, und der Tifus trat
4848, 4849 in W. Hartmannsdorf. 4854 in Sinabelkirchen und 4855 in der
Pfarre Pischelsdorf auf.
An Woltätigkeit 'Anstalten besteht ein kleines Armenhans außerhalb
Gleisdorf, wo 5 Arme Wohnung, Holz, Licht, und von der Gm. die Kost er-
halten. Das vom Kard. Fürsterzbischof S. Gr. v. Kollonitfch in Wien i. I. 4743
gestiftete Armen-Siechenhaus in Gleisdorf ist 4849 leider eingegangen.
Das Sanitätpersonale des Bezirkes besteht aus 8 Wundärzten (in
Gleisdorf und Eggerdorf je 2, in Pisckelsdorf, Sinabelkirchen, St. Margareten,
und W. Hartmannsdorf je 4), 4 Apotheker (in Gleisdorf). 40 Hebammen und
4 Kurschmid. Renommirte Afterärzte gibt es hier nicht, doch besaßen sich mehre
Hebammen und andere Weiber so wie auch 2 Männer mit Kurpfuschereien. Die
Leute halten sich hier schon mehr an ihre Chirurgen; dabei werden aber die
Urinprofeten und Kurpfuscher der Rachbarschaft häusig besucht, und außer diesen hält
man sich so lange als möglich an Hausmittel. Ein Abdeker befindet sich blos
in der Marktgemeinde Gleisdorf.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen