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496 Amtsbezirk Feldbach.
alle Produkte der Bezirke Gleisdorf und Hartberg vor. Es wird auch besonders
viel Hanf, Flak und Reps gebaut. Der Weizen ist vortrefflich. Wein wird ziemlich
viel erzeugt, aber nur von mittelmäßiger Qualität. Die Obstbaumzucht ist sehr
ausgebreitet. Die Hornvieh- und Pferdezucht zeigt sich nicht unbedeutend, obwol die
Stallfütterung allgemein eingeführt ist, und nur, das Hornvieh nach der Grummet«
ferung auf etwa 44 Tage auf den Wiesen geweidet wird. Die Schwein- und
Geflügelzucht ist ebenfalls namhaft. Die hier im freien Zustande lebenden Tiere
sind von denen der übrigen Bezirke der südl. Partie des Grazer - Kreises nicht
verschieden.
Der Menschenschlag ist im Durchschnitte kräftig und wolgebildet. Die
Bewohner sind gutmütig, bildungfähig, anstellig und intelligent. Rohheit oder
Gewalttätigkeit kommt selten vor. Kretimsche Entartungen gibt es hier nicht.
Blödheit, verkümmertes Wachstum u. dgl. findet man selten, häufig aber Kröpfe,
mit Ausname der Gegend von Gleichenberg. In der häuslichen Erziehung wird
auf Ausbildung des Rechtsgefühles, auf Verwendbarkeit. Fleiß und Sparsamkeit
besonders Rüksicht genommen; der regere Verkehr mit der Hauptstadt schleift auch
das äußerliche Betragen etwas ab. Der Schulunterricht wird erteilt in 8 Pfarr»
und 2 Gemeindeschulm, welche von 3204 Kindem (jedem 9. Bw.) in 46 Lehr-
zimmern besucht werden, so daß durchschnittlich auf jedes Lehrzimmer 200 (in
Paldau 282, in Gnas 394) Kinder kommen, wonach die Lokalitäten fogar für
den halbtägigen Unterricht viel zu Nein sind. Die teutsche Sprach-Mundart
ist im Raabtale von der in den Bez. Gleisdorf und Nmgebung-Graz üblichen nicht
verschieden, streift aber nordöstl. gegen Fürstenfeld hin schon in einen mehr weichen,
fingenden, und gegen Muregg zu in einen etwas bellenden Dialekt. Kleidung.
Wohnung. Kost und Familienleben sind beinahe ganz so wie im Bezirke Hartberg.
Die Bauern und männlichen Dienstboten tragm allgemein blaue Fürtücher (Schürzen).
Man hält es für eine Artigkeit, bei Hochzeiten u. derlei Festen recht viel zu essen.
Dienstboten werden mit rüksichtvoller Schonung behandelt, und jeder bettelnde
Vagabund erhält sicher überall eine Beteilung.
An Woltät igkeit 'Anstalten ist ein Armmspital in Feldbach und eine
Unterkunft für Arme in der Kuranstalt Gleichenberg. Der Gesundheit; «stand
der Menschen ist im Ganzen günstig; doch sind in den breiteren, von trag fließenden
Gewässern insiltrirten Tälern die Werelfieber heimisch, — wmn auch nicht mebr in dem
Grade wie früher, da in der neueren Zeit viele Teiche aufgelassen, und die Täler
durch Entwässerung und die immer mehr sich ausbreitende Drainage trokener
geworden sind. Eingewanderte werden meistens bald vom Werelfieber befallen,
vertragen aber sodann das Klima gut. Rheumatismen und chronische Gicht sind sehr
häufig, wozu vorzüglich die plözlichen Abkühlungen durch rauhe, von NW. kommende
Windstöffe in diesen feuchtwarmen Tälern Veranlassung geben dürften. Die Mor-
ta l i tä t ist verhältnißmäßig gering. Die Krankheiten verlaufm in der Regel günstig;
doch ist eine auffallende Neigung zum adinamischen Charakter nicht zu verkennen. Es
ist merkwürdig, wie die Kräfte oft durch einige Gran Nitrum oder durch ein Purgans
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen