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518 Amtsbezirk Mahrcnberg.
Loden, die UnterNeider aus Leinwand; Holzschuhe sind allgemein gebräuchlich. Die
Kopfbedekungen der Männer sind niedere Filzhüte oder Kappen, die der Weiber
bestehen gewöhnlich aus Kopftücheln. Das Familienleben ist ein ziemlich ge»
mütliches; doch bringen Schwiegersöhne und Schwiegertöchter meistens Zank und
Hader in das Haus, wenn die Eltern, wie es häufig geschieht, frühzeitig einem
Kinde die Wirtschaft übergeben, und für sich den Unterhalt bedingen. Die Nahrung
des Landvolkes ist: Morgens Sterz aus Mais- oder Haidenmehl mit Milch oder
Schwammsuppe, auch saurer Milch, oder Fisolensuppe, Mittags Sterz, Fisolen, Ritschet
(Gerste mit Fisolen). Haidenudeln, Vrein (gekochter enthülseter Hirs) mit Kraut oder
Rüben, im Sommer auch saurer Salat; Abends Erdäpfel, Brein, Milchkoch, saure
Milchsuppe, im Sommer Salat. Vormittags und Nachmittags dient Brot zur Jause,
wozu bei schweren Arbeiten noch Aepfelmost kommt. Die Landwirtschaft und beson-
ders Holzarbeiten sind die Hauptbeschäftigungen der Bewohner; viele werden auch
bei induftrielen Unternemungen, zumal bei Eisenwerken und Glashütten verwendet.
Sie sind religiös, halte» tägliche Abendgebete mit Zuziehung der Dienstleute, und
lieben das Wallfahrten, haben aber auch mancherlei religiös-abergläubische Gebräuche,
z. V. zur Abhaltung des Hagels, zum Schuze gegen Hexen u. dgl. Sie sind genügsam
und an Entbehrungen gewöhnt, geben sich aber leicht der Unmässigkeit hin, wo sich,
wie bei Hochzeiten, Todtenmalen, Taufen, im Fasching u. s. ni., die Gelegenheit ergibt.
Spiele sind außer dem Kegelslbeiben nicht üblich. Ringen und Raufen gelten als
ginmastische Uebungen, arten aber oft in Erzeffe mit blutigen Folgen aus.
Der Gesundheitzustand ist im Ganzen ein günstiger. Endemische Uebel
gibt es hier nicht, wenn man nicht die katarrhalisch-rheumatischen, welche in Folge
des rauhen Klimas allgemein herrschend sind, dafür nemen will. Fremde alklima-
tifiren sich leicht, müssen sich jedoch vor Verkühlungen hüten. Werelfieber-Kranke
genesen hier gewöhnlich bald. Im Bleiwerke zu Steinbach kommt nicht selten die
Bleikolik, und unter den Kiespochern in den Glashütten die Lungentuberkulose vor.
Epidemisch herrschten die Blattern im Iabre 4856, der Scharlach 1854 (bös.
artig), der Tifus 1849 und 1856. Die Rnhr kommt fast in jedem Frühherbst vor.
Die Cholera wurde 1837 und 1855 durch Reisende nach St. Oswald und Unter-
feifing verschleppt, breitete sich jedoch nicht weiter aus. (Dr. Ehmer.)
Die Armenversorgung geschieht durch Einlegen von Haus zu Haus;
Armen-Institute zur Unterstüzung derselben sind in ser Pfarren eingerichtet. Das
Sanität-Personale besteht aus 4 Wundärzten (in Mahrenberg, Hohenmauten,
Saldenhofen und Reifnig) und 3 Hebammen, so daß auf 1 Wundarzt 1 ^ Qd.-Ml.
und bei 3500 Bw., auf eine Hebamme aber nahezu 2 Qd.«Ml. und 4500 Bw.
entfallen. An den gebirgigen Seelsorgstazionen sind überall ungeprüfte Todtenbeschauer
(meist Schullehrer). In Unterfeifing ist ein Abdeker; Afterärzte find nicht bekannt.
o . K a t a s t r a l - G e m e i n d e n .
Die Katastral-Gemeinden des Bezirkes Mahrenberg zerfallen in zwei Haupt«
gruppen, nämlich in die des linken und des rechten Drau>Ufers.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Titel
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Autor
- Mathias Macher
- Verlag
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Ort
- Graz
- Datum
- 1860
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.91 x 20.62 cm
- Seiten
- 632
- Schlagwörter
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen