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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847111658 – ISBN E-Lib: 9783737011655
alternden Gesellschaft die Generationengerechtigkeit in Zukunft eine Schlüs-
selkategoriebildenwird,welchedenPlatzdersozialenGerechtigkeiteinnimmt20.
Beim institutionalen Forschungsansatzwird versucht, die den gesellschaft-
lichen InstitutionenzugrundeliegendenPrinzipenderGerechtigkeit festzustel-
len.Dabeigehtesdarum,wie inder jeweiligenInstitutionEntscheidungenüber
die Verteilung bestimmter Güter gefällt werden, inwieweit man dabei die
ÜberzeugungenvonderGerechtigkeitberücksichtigtundwasdas letztendliche
ErgebnisdieserAktivitäten ist.
WennmandieErgebnissedermittels dieser Forschungsparadigmendurch-
geführtenUntersuchungen berücksichtigt, dann kannman erkennen, dass in
den heutigen Gesellschaften beim Streben nach Gewährleistung sozialer Ge-
rechtigkeit ein starkesGewichtaufdiePartizipations-unddieChancengerech-
tigkeit gelegtwird.Dies korrespondiertmit der vonAmartya Senvorgeschla-
genen Konzeption der Gerechtigkeit21. Dabei geht es hauptsächlich um die
SchaffungvonMöglichkeiten, damitdie einzelnenPersonen ihre individuellen
Ziele erreichenkönnen.Dass sich die heutigenGesellschaften fürChancenge-
rechtigkeit aussprechen, gründet auf der Überzeugung, dass die bisherigen
Standards sozialer Sicherheit gegenwärtig bereits eine Selbstverständlichkeit
darstellen.DiesbedeutetdaherkeinenVerzichtaufdiemitdemBedarfsprinzip
(derBedarfsgerechtigkeit) verbundenenAnforderungen22.
Verallgemeinerndkönntemansagen,dassdieErgebnisseder imRahmender
hier genannten Forschungsparadigmen durchgeführten empirischen Untersu-
chungen zu der Schlussfolgerung führen, dass dasVorhandensein vonGerech-
tigkeit eine Schwellenbedingung für die Bereitschaft derMenschen zur Zusam-
menarbeituntereinanderundinderKonsequenzfüreingutesFunktionierender
Organisationen,der InstitutionenundderGesellschaftalsGanzesdarstellt23.
4. NormativeversusempirischeGerechtigkeitsforschung–ein
AbrissderDiskussionsbereiche
Die empirischen Sozialwissenschaften streben nicht an, eine Antwort auf die
Frage zu finden, was gerecht und was ungerecht ist. Sie wollen lediglich be-
schreiben und erklären, welche Phänomene als gerecht oder ungerecht wahr-
20 Jörg Tremmel, Generationengerechtigkeit – Versuch einer Definition, in: Handbuch der
Generationengerechtigkeit, 2.Aufl.,München2003,S. 27–80,hier: S. 28.
21 AmartyaSen, InequalityReexamined,Cambridge1992.
22 Liebig /May,DimensionensozialerGerechtigkeit, S. 8.
23 Karen A. Hegtvedt / Deena Isom, Inequality: AMatter of Justice?, in: Jane D.McLeod /
EdwardJ.Lawler/MichaelSchwalbe(Hg.),Handbookofthesocialpsychologyofinequality,
NewYork2014,S. 65–94.
StanisławFel72
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben
Beiträge aus Religion, Theologie, Ethik, Recht und Wirtschaft
- Titel
- Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben
- Untertitel
- Beiträge aus Religion, Theologie, Ethik, Recht und Wirtschaft
- Autoren
- Irene Klissenbauer
- Franz Gassner
- Petra Steinmair-Pösel
- Herausgeber
- Peter G. Kirchschläger
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1165-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 722
- Kategorie
- Recht und Politik