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Kurzinformation zum Landgut/Schloss Hagen: 272
Nahe der Stadt Linz gelegen wurde das Areal der vormaligen Herrschaft Hagen ab 1919 durch
Eingemeindung des gesamten Gebietes und Umfeldes gleichsam zu einem Vorort von Linz. Es war
seiner strategisch günstigen und schönen Lage wegen schon sehr früh besiedelt, wie Bodenfunde,273
Berichte und das Legendengut 274 im Schlossarchiv erkennen ließen.
Im Bereich der Urfahrwänd, unmittelbar an die Donau grenzend, hatten die Eigner schon in frühen
Zeiten bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine Fähre unterhalten, Steinabbau und Ziegelherstellung
betrieben, eine Schiffmühle und später (ua im 15. Jh belegt) eine Brauerei besessen, was der
Entwicklung, Erweiterung und Begehrtheit der Herrschaft förderlich war.
Das aus kleinster Siedlungszelle zum Gut und Landgut gewordene Allodium [Eigengut], welches
mit zahlreichen bedeutenden Adelsgeschlechtern in Verbindung trat, wie ua den Edlen
vWilhering-Waxenberg (mit Haunsperg, Schönhering-Plankenberg, Sunelburg), Amerang-
Schleunz, Griesbach (mit Schaunberg, Leonberg), Steyr-Storchenperg [=Starhemberg], gelangte
ca 1298 an das mächtige Geschlecht der aus Bad Waldsee in Oberschwaben stammenden Herren
vWallsee, die es bis zu ihrem Aussterben 1483 als Eigengut besaßen und verlehnten.275 Das
Gut/Landgut Hagen muss schon frühzeitig eine beachtliche Größe gehabt haben, zumal auch
Heirats-Widerlagen darauf festgelegt worden waren.
Nach dem Aussterben der Wallseer (1483) folgten die Schaunberger als Erben, traten hiermit zum
zweiten Mal mit dem Allodium in Verbindung. Ende 1491 zog der Landesfürst den Besitz an sich,
überließ ihn aber weiterhin den Hohenfurtern als Lehen (1492). Unter dem letzten Hohenfurter
wurde Hagen 1528 wieder Allodium. Mittels Einheirat in die Familie der Hohenfurter
vLustenfelden gelangte das Landgut an Christoph Häckhl (vLustenfelden). Dieser brachte im Jahre
1571 das bäuerliche Erbrecht an sich und errichtete zwischen 1571 und 1574 auf dem Areal ein
prächtiges Renaissance-Schloss.276 Er stattete es mit zwei Prunksälen, einer schönen neuen Kapelle
mit Empore 277 für die Herrschaft, Archiv, Bibliothek und Raritätenkammer, zahlreichen weiteren
Räumlichkeiten, Reiterstiege, Marmorhalle, Marmortreppe, erlesenen Kostbarkeiten, exquisitem
Mobiliar, prächtigen Kachelöfen etc aus, ersetzte die alte Brauerei durch eine moderne, errichtete
ein Gesindehaus („Stock“), usw, nützte das vormalige Landgut fortan als Meierhof.278 Etliche der
aus dem Landgut erhalten gebliebenen kostbaren Objekte sind heute im Linzer Schlossmuseum
zu bewundern, weitere befinden sich in bekanntem und unbekanntem Privatbesitz.
Ziegler kommentiert dazu: „Diese große, wehrhafte Anlage ist überraschend und für ein
untertäniges Landgut, das Hagen damals noch war, ganz ungewöhnlich“.279
Nach Häckhl´s Tod im Jahre 1577 gelangte das bereits als Adelssitz wirkende Schloss, was es
damals trotz der prachtvollen Gestaltung de facto noch nicht war, durch Kauf an den Linzer
Bürgermeister Niclas Khueperger. Dieser machte es 1586 seiner Tochter Barbara anlässlich ihrer
Hochzeit mit Stefan Engl vWagrain zum Geschenk. Barbara bewohnte es bis 1593 mit diesem
ihrem ersten Gemahl (gest. 1593), dann mit ihrem zweiten Gatten, dem in kaiserlichen Diensten
272 Details: Schäffer, Adelsgeschlechter Hagen; Schäffer, Khueperger; Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd I, II (Ms).
273 Burgstaller, PI 4. April 1999; Reder, PI 19. März 2001; Ströbinger, PI 29. März 1997; Wacha, PI 21. Dezember 2004. Schäffer,
Merkwürdiges aus dem Hagen/Linz,7f.
274Schäffer, Schloß Hagen bei Linz, 140ff. Schäffer, Merkwürdiges aus dem Hagen/Linz.
275OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 32; fol. 3, Urkunden Nrn 1>27. Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd I.
276OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 14, fol. 3/42. Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd I.
277Schneider Horst, 23. September 2009 (s.u.).
278Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd I; II. Wacha, welcher das Schloss und Teile seiner Pretiosen kannte, datierte zahlreiche ins 16.
Jh, etliche auch ins 14., 15. Jh. Wacha, PI 5. Nov. 2001, 26. März 2003. Schäffer, Persönlichkeiten/Hagen, 14ff. Schäffer, Auszug
Persönlichkeiten/Hagen, 24.
279Ziegler, Urfahr, 48.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Titel
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Untertitel
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Autor
- Hanna und Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.25 x 29.72 cm
- Seiten
- 106
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute