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Im Krieg vergleichsweise geringfügig beschädigt, unter Josef Weingärtner und Margarete Falk-
Weingärtner rasch wiederhergestellt,283 von den amerikanischen und russischen
Besatzungsmächten verschont, wurde das im Innenbereich bereits weitgehend sanierte, bis zuletzt
von zahlreichen Parteien bewohnte und von diesen ausnahmslos als Erhaltungs-mäßig gut
bezeichnete Schloss wirtschaftlichen Interessen geopfert. Unberücksichtigt blieb dabei, dass das
Gebäude inkl. Adalbert Stifter-Zimmer unter Denkmalschutz stand und dass bedeutende
Persönlichkeiten wie ua der Infant vPortugal, Erzbischof Firmian vSalzburg, Wolfgang
Amadeus Mozart, Franz Schubert, Adalbert Stifter, u.a. das Schloss besucht bzw bewohnt
hatten. Die Unterschutzstellung seitens der "Denkmal-schützenden" Instanz (BDA) wurde vor dem
Abriss aufgehoben, wie dies derzeit bzgl der Eisenbahnbrücke in Linz der Fall war/ist. 284
Dr. Georg Wacha, eine der zahlreiche Persönlichkeiten, welche sich für die Erhaltung des
imposanten, geschichtsträchtigen Gebäudes einsetzten, bedauerte zutiefst erschüttert die
Demolierung und hielt auch in seiner Publikation über Kunst in Linz explizit fest:
„…ist Schloss Hagen zu nennen, mächtige Vordergrundkulisse der ältesten Linzer
Stadtansichten, mit dessen Abtragung Linz um einen traditionsreichen Bau ärmer geworden
ist“.285
Das Linzer Kulturhandbuch 1965, Bd I, vermerkt:
„Als großer Verlust im Stadtbild von Linz ist die Niederreißung [sic!] des Schlosses Hagen am
Hang des Pöstlingberges zu verzeichnen …..“
Univ. Prof. Dr. Ernst Friedrich Burgstaller, der Schloss Hagen, seine Geschichte und seine
Besonderheiten kannte, den Abriss bekämpfte, verurteilte und noch nach Jahrzehnten betrauerte,
überließ den Autoren dieser Publikation zum Dank für die Erforschung des von ihm „sehr
geschätzten Schlosses Hagen und der interessanten Herrschaft“ und für die entsprechende
Wissenserhaltung, sein bewegendes Gedicht in freien Rhythmen:
„Ein Haken an dem Vieles hing“
„Still und wehmütig gestimmt stehe ich am Schloßberg oben.
Unverwandt sucht mein Blick den einst geliebten Ort,
dort drüben über der Urfahrwand stand gestern noch Schloß Hagen,
viertürmig, ehrfurchtheischend, ein Juwel, Ziel manchen Traumes,
eine Bastion gegen alles Kulturunglück das uns bedroht.
So erschien es mir stets; es war stark, mystisch – magisch umflort,
einst ein Kultplatz, ein Haken an dem Vieles hing,
ein adeliger Prachtbau, der mir stets unsterblich erschien,
der Kriege ertrug, und noch, Bomben-erschüttert, wie ein Fels in der Brandung
Stadt Linz und Dorf Hagen edle Abkunft bestätigt´, gewährt´.
Aus einfachster Frühzeit –Zelle und –Siedlung erwachsen,
283AStL, Altes Archiv, Sch. 103, M 9, Akt 42, fol. 44, GZ 681/55: Material- und Reparatur-Belege, Schadens-Aufstellung [laut
Gutachten tatsächlich nur „schwer beschädigt“: lediglich ein Schuppen und eine Scheune !! ]; Schadenssumme des Schlosses
82.763,42 Schilling, > zum Vergleich: Schaden der benachbarten Villa Hagen/Tscherne: ca 40.000 Schilling. Diverse
zweckorientiert gebrauchte Bezeichnungen wie „desolat, zerstört, Totalschaden, Bombenruine, etc“ wurden letztendlich zur nicht
hinterfragten, häufig wiederholten und dadurch gleichsam manifestierten Meinung. Insider/ Zeitzeugen vor Ort wie Himmelbauer,
Reder, Reingruber, u.a., diverse PI, Stockhammer und Steinbauer, PI 12. November 2013, sprachen vom guten Zustand des
Schlosses, schilderten die Zugrunderichtungs-Maßnahmen, betrauerten die Demolierung.
284 Schäffer, Adalbert Stifter und Schloss Hagen. Schäffer, Persönlichkeiten/Hagen: Infant vPortugal: 26; Fürst-EBi Leopold
vFirmian/Sbg: 28ff; Mozart,31f; Schubert, 33ff; Stifter: 36ff; Schäffer, Auszug Persönlichkeiten/ Hagen (OÖHBl 2013, 22ff).
285 Wacha, Kunst in Linz, 16.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Titel
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Untertitel
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Autor
- Hanna und Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag
- Ort
- Linz
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.25 x 29.72 cm
- Seiten
- 106
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute