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Beheim, der wohl oft über den knarrenden Webstuhl hin wan-
derlustig ins schöne thal um Weinsberg mag geblickt haben. In
seine knabenjahre fällt die belagerung der damahls äusserst
festen bürg, deren mächtige trümmer noch jet%t in staunen
setzen, durch den kurfürsten von der Pfalz, Ludwig den
bärtigen, im jähre 1429. Konrad von Weinsberg, der reichs-
erbkämmerer und in jener zeit der Beheime grundherr, trotzte
aus ihr den belager er n in zäher ausdauer und verliess sich
nicht ohne grund auf die festigkeit ihrer mauern. Sie ward
auch wirklich nicht erobert, obwohl die belagerung so lange
gedauert hatte, dass selbst die bestellung der feider für jenes
jähr von seite der belagerten völlig unterbleiben musste. —
Der anblick des regen kriegerischen treibens durch so lange
zeit und aus solcher nähe beobachtet5 so wie das ritterliche
leben am hofe Konrads v. Weinsberg überhaupt, der seines
aufwandes wegen überall bekannt war, mag nicht ohne nach-
haltigen eindruck an dem an eine langweilige beschäftigung
geketteten knaben vorübergegangen sein. In die jünglings-
jahre getreten luird er wohl bald neben seinem handwerke
die ^unst getihtes* zu treiben begonnen haben, was ihn, toie
begreiflich, immer mehr und mehr seiner lediglich mechani-
schen beschäftigung entfremden musste. Dennoch erinnerte
er sich noch in späteren Zeiten dankbar jenes handwerkes9
das ihn gar manches jähr hindurch redlich ernährt hatte,
<Bin ich auch nicht mehr genöthigt tücher zu weben, so
bleib ich doch immer jenem handwerke hold und will mich
sein nicht schämen, denn es hat mir gar gütlich gethan, als
ich ein anderes leben noch nicht kannte. Ich will nur hoffen^
dass ich zu ihm zurückzukehren nimmer genöthigt werde.
Der dichtkunst hob ich mich nun ergeben, und will ihr leben
bis an meinen tod.r> so schrieb er noch um 1460. Und dem
entsprechend schildert er den beginn seines kunststrebens in
jenem gediehte <Wie Michel Beham zuerst sein kirnst hat funden*
fHagens etc.Sammlung S.4-5J also: <Ich kam auf ein gefilde
in einem fremden gebirge, wo der wege viele sich wunderbar
durchkreu%ten. Da fand ich eine Silber grübe und mein herz*
Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Titel
- Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Autor
- Th. G. v. Karajan
- Verlag
- P. Rohrmann, K. K. Hofbuchhändler
- Ort
- Wien
- Datum
- 1462
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.9 x 19.8 cm
- Seiten
- 580
- Schlagwörter
- Chronik, Strophenform
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918