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LIV
begreiflich^ seine eigenen Schwierigkeiten. Beheim erzählt,
man habe es zauberischem ein/lasse zugeschrieben, dass ein
morser gegen den feind gerichtet seine ladung nicht über
die mauer brachte, ja einen von des kaisers knechten tödtete,
iW'ie dem nun ist, so hab ich keinen glauben an zaubere?
bemerkt er $ '•denn wer nicht an zauber glaubt, dem schadet
er auch nicht, und wer ihn fürchtet, ist dadurch schon in
seinem handeln beihört. Weil man den mörser für bezaubert
hielt, schoss man auch darnach, uns selbst zur schändet
(102, 29 und JOS, IS ff.}.
Der langen, fruchtlosen belagerung müde, schickten
die Wiener rathlos zu herzog Albrecht, der nicht lange auf
sich warten Hess und zwei grosse geschütze vor die veste
brachte. Erbittert und im gerechten schmerze ruft Beheim
bei dieser gelegenheit aus <Ei! wie könnt' er doch den bitte-
ren Vorwurf seines inneren beschwichtigen, den Vorwurf, dass
er gegen sein eigen blut also tobe und wilthe! und hätte er
auch seines brüders selbst und dessen tugendhafter gatlin
nicht geschont, Hess ihn denn das edle junge blut seines bru-
ders kind unbewegt? doch, wie ich selber sah, war dem nicht
so, hätte man sie alle vernichten können, es wäre sicherlich
geschehen P (107, 31 bis 108, 18}.
Die belagerung nahm nach Albrechts ankunft keinen
eben rascheren verlauf und eine woche verstrich nach der
anderen ohne bedeutenden erfolg, und doch hatte Holzer
den Wienern grossprechend verheissen KEr wolle binnen vier
und zwanzig stunden den kaiser so aus allen wehren trei-
ben, dass er niemahls wiederkehreP (104, 8}. Die bela-
gerer waren durch minen selbst bis ins innere der bürg ge-
drungen und dennoch vergeblich, denn ein unerschütterlich
zäher leiderstand hatte sich furchtlos an die aus gange der
graben hingepflanzt und allen weiterdringen vereitelt. Tage-
lang ward um eine spanne erde gekämpft, und wenn end-
lich auf beiden seilen nach mehrstündigem kämpfe ermüdung
eintrat, dann gab man Sicherheit auf handschlag und ruhte
um neue kraft zu gewinnen. Dabei kam nun so recht der
Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Titel
- Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Autor
- Th. G. v. Karajan
- Verlag
- P. Rohrmann, K. K. Hofbuchhändler
- Ort
- Wien
- Datum
- 1462
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.9 x 19.8 cm
- Seiten
- 580
- Schlagwörter
- Chronik, Strophenform
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918