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LVIII
die Sturmglocke ertönte, war alles bereit. Der hämisch kam
fast nie von uns, der kaiser selbst erschien oft bewaffnet ''Die
schälke und bluthunde1 sprach er <sollen uns nie und nim-
mermehr überlisten! Wir wollen uns nicht ergeben, eh das
leben verlieren! Sehen toir uns so gedrängt, dass kein aus-
weg erübrigt, dass hungersnolh uns zwingt, so lasst uns
geharnischt vor die veste treten, umgeben von unseren wa-
ckeren leuten und ihre tolle wuth erproben, sehen wer seine
hände in unserem blute wasche!'' C/£o, J6 bis 29.)
'•Da sprach ich einstmahls zur nachtzeit den kaiser an
*Aller durchleuchtigster fürst! ihr sollt der ruhe pflegen!
habt ihr doch allnächtlich der herrn, ritter und knechte so
viele an der wache, ihr könnt wohl ruhig schlafenP der
kaiser aber er wieder te <Sieh an! die verräther liegen vor
uns mit aller macht. Was sie uns nur an schmach und
schände zuzufügen vermögen, dazu sind sie mit freuden wohl
bereit, wie sollen wir dann müssig liegen, der ruhe pfleg en?
nimmermehr P OfS'ö, iffO
Endlich war durch die Vermittlung könig Georgs von Böh-
men die sache so weit gediehen, dass die belagerung aufgehoben
und ein tag nach Korneuburg verlegt ward, %ur völligen
ausgleichung der beiden brüder und aller parteien.
"•Sonnabend den vierten december des morgens langte
herzog Victorin mit seinem yefolge in der bürg an, und zu
mittag verliessen wir alle die veste. Mit inniger freude zo-
gen wir von den schnöden Wienern hinweg. Es war am tage
Sankt Barbaras, der heiligen Jungfrau. Sie erhört den, der
zu ihr fleht und kam uns auch zu trost, darum loill ich ihr
dienen so lang ich lebe! (iSS, IGffJ Wäre herzog Victorin
nicht gewesen, so hätte der kaiser die veste zu fuss verlas-
sen müssen P Dieser schenkte dem kaiser einen rothen zei-
ter, wornach der zug sich über die Donau hin gen Korneu-
burg in bewegung setzte. In entgegengesetzter richtung zog
die kaiserin mit dem kronprinzen der Neustadt zu (fiP/,
12 ff.J. Empört berichtet Beheim bei dieser gelegenheit das
ungebührliche betragen des Wiener pöbeis gegen die kaiserinn
Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Titel
- Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Autor
- Th. G. v. Karajan
- Verlag
- P. Rohrmann, K. K. Hofbuchhändler
- Ort
- Wien
- Datum
- 1462
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.9 x 19.8 cm
- Seiten
- 580
- Schlagwörter
- Chronik, Strophenform
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918