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während der ganzen belagerung, und bedenkt man die manig-
feichen, unverschuldeten leiden der gewiss nicht glücklichen
Elconora, so wird man des dichters entrüstung zum theile mit
empfinden und das lob seiner herrin, deren leiden und tilgen-
den Beheim in hart bedrängter zeit in nächster nähe zu beob-
achten gelegenheit hatte, nicht bloss für nichts bedeutende,
meistersängerische lobhudelet hinnehmen.
Beheim behauptet geradezu die Wiener hätten die ab-
sieht gehabt, kaiser, kaiserinn, den kronprinzen und die
ganze besatzung dem tode preiszugeben, wenn es ihnen nur
gelungen wäre, die veste mit geumlt zu nehmen (200, 9
bis 201, 19, vergl. mit 207, 23 Ms 28).
Beheim blieb nach dem abzuge des kaisers und der kai-
serinn noch acht tage in der bürg zurück und wartete auf
die wagen, welche zeug, büchsen und sonstiges geräthe in
die Xeustadt abführen sollten (20t, 22). Die lebendige
Schilderung des fruchtlosen landtages zu Korneuburg (194,
JS bis 198, 13) wird er daher wohl der mittheilung von
augenzeugen verdanken, erfunden ist sie auf keinen fall. —
Er hielt sich während dieser acht tage zumeist in der bürg
verborgen und gieng nur selten aus, höchstens um seinen
söhn Clemens im kloster der mindern brüder St. Francisci
ordens zu besuchen, der auch wohl manche bange stunde
um den vater während der langen belagerung mag hinge-
bracht haben! Das kloster selbst war den Wienern verhassü
und mancher aus den brüdern musste es iierlassen und an-
derswo Sicherheit suchen, denn auch im innern, desselben
herrschte Zwietracht und anfeindung, und mancher der
manche hielt es mit den rebeilen um seinen brüdern zu im-
ponieren. Clemens selber hatte harten dienst und nur mit
gefahr und zur nachtzeit durften er und andere seiner brü-
der sich an die Donau wagen, um für das bedürfniss des klo-
sfers fische zu holen. C302? 300
Endlich sonntags den 12. december vcrliess Beheim Wien.
Rings u?n lag tiefer schriee und es war grimmig kalt. Alles
musste zu fuss den schwer beladenen geschützivagen nach-
Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Titel
- Michael Beheim's - Buch von den Wienern
- Autor
- Th. G. v. Karajan
- Verlag
- P. Rohrmann, K. K. Hofbuchhändler
- Ort
- Wien
- Datum
- 1462
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.9 x 19.8 cm
- Seiten
- 580
- Schlagwörter
- Chronik, Strophenform
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918