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Walther Brauneis
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Hauskapelle des Jesuitenkollegs am Platz Am Hof. Hier war sie 1625 als eine
der zahlreichen Vereinigungen gegründet worden, die die von den Jesuiten
im Zuge der Gegenreformation eingeleiteten Rekatholisierungsmaßnahmen
in die breite Öffentlichkeit tragen sollte. Daher stammt auch der Gründer der
Italienischen Congregation aus dem Kreis der Gesellschaft Jesu: Es war dies
Pater Guglielmo Lamormaini, Beichtvater Kaiser Ferdinands II. und Profes-
sor an der Wiener Universität. Als Rektor des Wiener Jesuitenkollegs hatte er
die kaiserliche »Sanctio pragmatica« von 1623 umzusetzen, mit der den Jesu-
iten die theologische und philosophische Fakultät an der Wiener Universität
überantwortet worden war. Unverzüglich begann er zwischen dem heutigen
Dr.-Ignaz-Seipel-Platz und der Postgasse mit dem Bau des mächtigen Ge-
vierts des Akademischen Kollegs als neuem Zentrum für den Studienbetrieb,
dem er den Bau der heute als Universitätskirche benannten Jesuitenkirche
folgen ließ.
Als 1773 der Jesuitenorden aufgehoben wird, übersiedelt die Italienische
Congregation in den Komplex des alten Minoritenklosters nächst der Gehei-
men Staatskanzlei (heute: Bundeskanzleramt). Vorerst wurde dort die mittel-
alterliche Katharinenkapelle adaptiert und am 1. Februar 1775 zu Ehren der
Madonna della Neve (Maria Schnee) mit der Aufführung einer Messe des
Bolognesers Antonio Mazzoni unter der Leitung von Antonio Salieri ge-
weiht. Die damit verbundenen kirchenmusikalischen Aufwendungen für
diese Festmesse sind uns in einer Kostenzusammenstellung vom 7. Januar
1775 von der Hand Salieris erhalten geblieben. Mit dieser Übersiedlung hatte
sich die Italienische Congregation endgültig von einer gegenreformatorischen
Glaubensgemeinschaft zu einer nationalen Interessenvertretung gewandelt.
Erst 1784 erhält die Italienische Congregation mit kaiserlichem Dekret ih-
ren heutigen Sitz, die altehrwürdige Minoritenkirche, zugewiesen. Nach
zweijähriger Bauzeit wird die Kirche am 16. April 1786 – also vor 222 Jah-
ren – eingeweiht. Einzelheiten berichtet dazu die in Wien erscheinende ita-
lienischsprachige Zeitung »Foglietto di Vienna«. Aufgeführt wurde eine
Messe von Johann Gottlieb Naumann unter der Leitung von Karl Friberth,
der den tief in den Vorbereitungen für seine Paris-Reise verstrickten Salieri
zu vertreten hatte.
Zu Salieris Zeiten fungierte an der Spitze der Italienischen Congregation
als Präfekt der aus Ferrara gebürtige Johann Evangelist Milani. Während
seiner einundzwanzigjährigen Tätigkeit erlebte die Italienische Congregation
dank seines Mäzenatentums ihre größte Blüte. Er selbst endete trotz seines an
sich florierenden Kaffeehauses am Kohlmarkt im Konkurs. Salieri hat die
von Milani ihm übertragenen Aufgaben stets sehr ernst genommen: Anfäng-
lich einer der achtzehn »Aggiunti«, wird er 1782 in den »Corpo der 36« ge-
wählt. 1802 sollte er dann in den engeren Kreis der »Consultori« aufrücken.
1823 wird er sogar als einer der beiden Assistenten des Präfekten genannt.
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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Titel
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Untertitel
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Autor
- Paolo Budroni
- Verlag
- V&R unipress
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2008
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 135
- Kategorie
- Kunst und Kultur