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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
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»Das Fest in der Orangerie zu Schönbrun, den 7. Februar 1786« 57 Aus der Perspektive des Erzählten (Erzählung) sucht man nach dem Er- zähler (Joseph II.). Dieser ist wahrscheinlich bei beiden Bildern am linken Kopfende (im Westen) des Tisches zu finden, einmal in Grün (1785, Sakko), einmal in Weiß (1786, Sakko) bekleidet. Das Bild Loeschenkohls und seine Darstellung fügen sich sehr gut in ei- nen Gesamtkontext ein, welcher die Initiativen Josephs II. beinhaltet. Die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Musik u n d der Architektur wer- den zum funktionellen Instrument zur Akzeptanz der auferlegten Ordnung eingesetzt. Damals sollten die Reformen des Kaisers alle wesentlichen Ebe- nen des Lebens seiner Untertanen betreffen und die gesamte Öffentlichkeit beeinflussen, einschliesslich des Adels. Aus heutiger Sicht und mit heutiger Terminologie ausgedrückt sind beide Bilder, aber vor allem das Bild aus dem Jahr 1786, als ein Marketinginstrument des Kaiserlichen Kommunikations- plans zu begreifen und als zielbewusstes Instrument zu werten, die kaiserli- che Macht über den Adel zu festigen.15 Kaiser Joseph II. ging es nicht darum absolute künstlerische Qualität zu erreichen, sondern um den Effekt bei sei- nem erlesenen Publikum, für dem das Fest gestaltet worden war. Die Radierungen aus Loeschenkohls Kupferplatten konnten nicht endlos in ausgezeichneter Qualität vervielfältigt werden, und deshalb kann man annehmen, dass nur eine begrenzte Personenanzahl aus einer ausgewählten Zielgruppe, kolorierte Abzüge bekam, wie z.B. Adelige oder Botschafter anderer europäischer Herrscher jener Zeit: Das Publikum als wesentlicher Bestandteil dieser Erzählung, für die das Fest u n d das Bild a priori geplant wurden, um z.B. seinen Bedarf an solchen Darstellungen zu decken. Derart ist auch zu erklären warum dieses Bild (1786) eine bewusste Verzerrung des Raumes und letztendlich der Gestaltung des Festes aufweist (alles wirkt großartiger, wie die Klänge in einem Resonanzkasten). Die Gestaltung des Raumes oder genauer gesagt die Perzeption des Raumes wird vom Erzähler (Joseph II.) in Auftrag gegeben, durch den Autor der Bildes (den Erzählen- den) suggeriert, und danach erfolgt eine Auswahl in der Wahrnehmung, vor allem einerseits durch die Verzerrung, andererseits durch die Anwendung unterschiedlicher Perspektiven, weil diese bewusst mehrdeutig sind: Es findet eine mehrfache Aufteilung des Raumes statt. Die Beziehung zwischen Raum und in ihm wirkenden Personen/Gestalten/Akteuren wird durch Loeschen- kohls Darstellung verstärkt. Auf Geheiß des Herrschers schafft es sogar der Autor den ideellen Topos des traditionell gegensätzlichen paysage de la nature in ein paysage de la culture einzubetten, ja sogar zu verwandeln.16 Dies gelingt wohl deshalb, weil Loeschenkohls Radierung die semantische Binomie / Antinomie Natur vs Kultur in sich erfolgreich und gekonnt vereint 15 Vgl. dazu auch Greiseneggers Ausführungen. 16 Vgl.dazu: Le tecniche della rappresentazione, in: Angelo Marchese, L’officina del racconto, Milano, 1986. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Titel
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Untertitel
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Autor
Paolo Budroni
Verlag
V&R unipress
Ort
Göttingen
Datum
2008
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-89971-477-7
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
135
Kategorie
Kunst und Kultur
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