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Wolfgang Greisenegger
Höfische Theaterfeste in Wien.
Oder: Kaiser Joseph schenkt Marie-Christine den
Frühling
In seiner kleinen Philosophie des Festes bezeichnet Odo Marquard das
Fest ›als eine Art von Moratorium des Alltags.‹ Und setzt hinzu:
›Die eine Gefahr für das Fest ist der totale Alltag, der das Fest nicht
mehr gelten lässt. Aber es gibt eben auch die andere Gefahr für das Fest,
dass das Fest zum Fest ohne Alltag wird, denn auch dann – wenn das
Fest dem Alltag preisgegeben wird – wird das Fest zerstört und hört auf,
Fest zu sein.‹1
Der Alltag am Hofe der Habsburger wurde durch weltliche und religiöse
Feste strukturiert, erhielt seinen Rhythmus durch eine nach italienischem
Vorbild inszenierte Festkultur, die sich zwar epochenspezifisch verändert, in
ihrer Qualität aber hohes Niveau über Jahrhunderte hinweg zu halten vermag.
Die – festliche – Gestaltung des höfischen Lebens trennte den Adel von den
Bürgern, schuf gleichsam einen Alltag besonderer Qualität. Durch die An-
wendung einer künstlerischen Metapher konnten beispielsweise die Wurzeln
der Macht verschleiert werden, diese diente jedoch ihrer Aufrechterhaltung.
Das Fest konnte von den Zwängen höfischen Lebens, wie der Etikette, teil-
weise oder ganz befreien, aber auch Adel und Bürgerschaft einander näher
rücken (mittels Nachahmung drang mit der Zeit dieses höfische Muster in die
bürgerlichen Schichten ein). Typisch für Wien ist die bestimmende Bedeu-
tung von Musik und Theater für Festinhalt und Festgestaltung und die Ken-
nerschaft und Könnerschaft von Darstellern und Zuschauern, die durchaus
fähig waren, ihre Rollen zu tauschen, da profunde musikalische und darstelle-
rische Ausbildung als selbstverständlicher Teil höfischer Erziehung und
Bildung galten. So gesellte sich die aufklärerische (»illuministische«) Missi-
on Josephs II. zu der in seiner zeit herrschenden Sucht nach künstlerischen
Glanz.
Die Feste unterschieden sich durch den Anlass. Er bestimmte den Inhalt
der Veranstaltungen, den Aufwand und den Grad an Öffentlichkeit. Man war
bestrebt dem Leben festlichen Charakter abzuringen, bewahrte aber ein höhe-
1 Marquard, Odo, Kleine Philosophie des Festes, in: Das Fest. Eine kleine Kulturge-
schichte von der Antike zu Gegenwart, hg. von Uwe Schulz, München 1988, pp.
414 ff.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Titel
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Untertitel
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Autor
- Paolo Budroni
- Verlag
- V&R unipress
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2008
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 135
- Kategorie
- Kunst und Kultur