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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
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Höfische Theaterfeste in Wien 71 prinz Joseph eine in französisch gehaltene Gratulation aufzusagen. Schon wenige Tage später am 15. Oktober revanchierte sich der Kaiser am Na- menstag Maria Theresias mit einer ähnlichen Veranstaltung und Joseph musste neuerlich ein französisches Gedicht deklamieren. Interessant ist, dass für die weitere Bespielung des neuen Hauses laut Vertrag der Pächter des Burgtheaters herangezogen werden konnte. Der Hof ist sich bewusst, dass er durch Schönbrunner Gratisvorstellungen den städtischen Theatern Konkur- renz mache und dass das Publikum des herbstlich kühlen Wetters wegen ausbleiben könne.4 Joseph II., der – wie sein Großvater Karl VI. – im Gegensatz zu seinen El- tern, Schönbrunn nicht besonders schätzte, nutzte für besondere Anlässe, die Orangerie des Schlosses, statt des, nach einer Grund legenden Renovierung repräsentativen Theatergebäudes, um seinen Gästen ein besonderes Erlebnis, zu dem auch Szenisches als einer der Programmpunkte gehörte, bieten zu können. Die Orangerie, die das Überwintern nicht nur der Zitrusbäume, son- dern auch von Myrthen, Lorbeer, Ölbäumen und Palmen ermöglichte, hatte beträchtliche Dimensionen: das Gebäude ist 185,27 Meter lang, 7,91 Meter hoch und 9,47 Meter breit. Die Raumtemperatur lag im Winter zwischen 10 und 15 Grad, war also für einen festlichen Anlass entschieden zu nieder, die Akustik muss alles andere als gut gewesen sein. Warum wird hier in einem Nutzraum ein sechsstündiges Fest gegeben, das für die Veranstalter, wie für die Gäste, erhebliche Unbequemlichkeiten mit sich bringen musste. 1785 war es eine originelle Faschingsveranstaltung gewesen, die aber durchaus in ge- wohnten Bahnen verblieb. Die beiden Partner jeder Kutsche waren einander zugelost worden, wie bei den so beliebten Schlitten- und Wagenfahrten der Faschingszeit seit der Mitte des 17. Jahrhunderts, das Mahl für die Gäste seiner Majestät war ein fixer Bestandteil des Festkalenders, ja, sein eigentli- cher Höhepunkt. Alles andere blieb mehr oder weniger interessant gestaltetes Beiwerk. Das eigentliche Moratorium für den Alltag, sein Unterbruch, stellt freilich der Ort des Geschehens dar, ein Ort in dem es mitten im Winter blüht und intensiv duftet und gleichzeitig die Früchte reif an den Bäumen hängen und wohl auch den Gästen als Präsent mitgegeben wurden. Das Moratorium, wie es Marquard versteht, gilt den Jahreszeiten: der Frühling wird vom Kaiser seinen Gästen geschenkt, er erweist sich damit als außergewöhnlicher Festge- stalter. (Heute würde man sagen, dass der Kaiser das Frühjahr mitten im Winter mit all seinen Kräften für sein Image zu nutzen verstand.) 4 Hadamowsky p.249f . Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Titel
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Untertitel
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Autor
Paolo Budroni
Verlag
V&R unipress
Ort
Göttingen
Datum
2008
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-89971-477-7
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
135
Kategorie
Kunst und Kultur
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