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Rainer J. Schwob
Partner oder Rivalen?
Italienische Oper und deutsches Singspiel in der Ära
Josephs II.
Kaiser Joseph II. ist für uns untrennbar mit radikalen Maßnahmen im Sin-
ne der Aufklärung verbunden – wir denken an »alles für, nichts durch das
Volk« oder auch an die Auflassung von mehr als 700 Klöstern, deren kultu-
relle Leistungen und Schätze in der Folge in Vergessenheit gerieten, an das
Toleranzpatent, die Aufhebung des Adelsprivilegs im Strafgesetzbuch, die
Begründung von Krankenhäusern und an die Reform des Schul- und Univer-
sitätswesens.1 Kurz gesagt, wir denken an einen durch und durch pragmati-
schen Herrscher, der barocken Prunk für sich selber konsequent ablehnte.
Und doch spielte unter seiner Regierung in Wien die Oper, eine typische
Erfindung für prunkverliebte barocke Höfe, eine enorme Rolle;2 viel mehr
noch: Joseph II. war nicht nur ein an Musik interessierter Herrscher,3 sondern
muss auch einen wesentlichen Teil seiner Zeit damit verbracht haben, Ent-
scheidungen betreffend die Hofoper, das Kärntnertortheater und andere
Spielstätten zu treffen, Programmrichtlinien vorzugeben, Sujets für zu verge-
bende Opernkompositionen zu wählen und Ordnung in die Streitereien von
Librettisten, Komponisten, Impresarios, nicht zuletzt von Sängerinnen und
Sängern zu bringen. Nachzulesen ist das am deutlichsten in Lorenzo Da Pon-
tes Erinnerungen,4 aber auch in Dittersdorfs Lebensbeschreibung5 und in
vielen Mozart-Biographien.6
1 Eine kurze Zusammenfassung des »Josephinismus« gibt es z. B. im gleichnamigen
Kapitel bei Volkmar Braunbehrens: Mozart in Wien. München: Piper 1988. Ta-
schenbuchausg. München, Zürich: Piper, 2006. S. 232–242.
2 Zur Oper in Wien vgl. insbesondere: Otto Michtner: Das alte Burgtheater als
Opernbühne. Von der Einführung des deutschen Singspiels (1778) bis zum Tod
Kaiser Leopolds II. (1792). Wien, Graz, Köln: Böhlau (Kommissionsverlag der
Österr. Akad. der Wiss.), 1970. (Theatergeschichte Österreichs; Bd. III: Wien;
H. 1.) – Dorothea Link: The National Court Theatre in Mozart’s Vienna. Sources
and Documents 1783-1792. Oxford: Clarendon Press, 1998.
3 Vgl. Auszug eines Schreibens aus Wien vom 5ten Jul. 1790. In: Musikalische
Korrespondenz der teutschen Filarmonischen Gesellschaft [Heinrich Philipp Boss-
ler] 1. Jg., Nr. 4 (28. Juli 1790), Sp. 27-31.
4 Lorenzo Da Ponte: Geschichte meines Lebens. Mozarts Librettist erinnert sich.
Aus dem Italienischen übertragen und hrsg. von Charlotte Birnbaum. Mit einem
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Titel
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Untertitel
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Autor
- Paolo Budroni
- Verlag
- V&R unipress
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2008
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 135
- Kategorie
- Kunst und Kultur