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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? - Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
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Rainer J. Schwob 78 setzen, weniger aus sprachlichen Gründen als wegen Mentalitätproblemen, daher ließ man von diesem Werk auf Opernbühnen lieber die Finger. Die Zauberflöte gilt sozusagen als Vollendung des deutschen Musiktheaters, aber trotz gesprochener Dialoge und vieler Elemente der Wiener Vorstadtposse ließ und lässt sie sich schlecht als »Singspiel« bezeichnen, für sie ist der originale Untertitel einer »großen Oper« mehr als angemessen. Aus späterer Sicht ist die Forderung nach einem »teutschen Nationalsing- spiel« tatsächlich eine Notwendigkeit. War sie das auch für Joseph II.? Ein nationaler Aspekt mag tatsächlich eine gewisse Rolle gespielt haben. Aller- dings war Italien – anders als z. B. Frankreich – kein Nationalstaat und folg- lich kein politischer Rivale, dessen Kulturexport man hätte einschränken müssen. Anders als beispielsweise für den König von Preußen war für einen Habsburger wie Joseph II. Italienisch eine Sprache seines Herrschaftsgebiets, dem Deutschen ebenbürtig. Kulturell war dies ohnehin keine Frage; alle Habsburger dieser Zeit sprachen fließend italienisch. Eine gewisse Rolle dürfte gespielt haben, dass die deutschen Sängerinnen und Sänger weit kostengünstiger zu verpflichten waren als ihre weltweit gefragten italienischen Star-Kollegen. Das senkte das Risiko, schließlich war Oper selten ein finanziell ausgeglichenes Unternehmen, nicht anders als heu- te. Die wichtigste Motivation war aber wahrscheinlich eine pädagogische: Textverständnis in der italienischen Oper blieb im Wesentlichen auf die ita- lienischsprachige Bevölkerung Wiens sowie den Adel mit seinen multilin- gualen Interessen beschränkt. Um auch aufstrebende Bürger und nicht zuletzt den in der Aufklärung an Bedeutung gewinnenden Beamtenadel anzuspre- chen, war Musiktheater in der Volkssprache sinnvoll. Man darf nicht verges- sen, dass es bei allem Prunk und bei aller Schönheit der Musik durchaus auch um den Transport von textlichen Inhalten ging. Schließlich stellt sich die Frage, woran das deutsche Singspiel im josephi- nischen Wien – entgegen der Absicht ihres kaiserlichen Förderers – schließ- lich gescheitert ist. Wahrscheinlich haftete dieser Gattung stets der Charakter des ›Sparprogramms‹ an; sie war nicht so repräsentativ wie die italienische Oper, was sich spätestens beim Besuch hoher Staatsgäste aus dem Ausland bemerkbar machte,11 und hatte häufig massive Qualitätsprobleme bei Text und Musik. Mozart stellt hier die große Ausnahme dar, aber schon seine deutschen Librettisten Johann Gottlieb Stephanie der Jüngere (Entführung, Schauspieldirektor) und Emanuel Schikaneder (Zauberflöte) sind der Praxis 11 Als Ende Dezember 1781, in der Hochblüte des deutschen Singspiels in Wien, Großfürst Paul Petrowitsch, der spätere Zar Paul I., die Stadt besuchte, besann man sich (notgedrungen?) der großen Opern Glucks, Iphigenie, Alceste und Orfeo. – Vgl. Wien. December 1782. [Korrespondentenbericht.] In: Magazin der Musik [Karl Friedrich Cramer] 1. Jg., 27. März 1783, S. 352–355, hier S. 353. – Außer- dem Alfred Einstein: Gluck. Sein Leben – seine Werke. Zürich 1954, rev. Neuaus- gabe Kassel, Basel: Bärenreiter, 1987. S. 206. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
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Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen? Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Titel
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Untertitel
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
Autor
Paolo Budroni
Verlag
V&R unipress
Ort
Göttingen
Datum
2008
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-89971-477-7
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
135
Kategorie
Kunst und Kultur
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