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Ingrid Schraffl
Die Mitwirkenden auf der Bühne:
Das Theater im Theater in einem multilingualen
Kontext
Der Gegenüberstellung von italienischer Oper und deutschem Singspiel
innerhalb desselben Festes entsprechen parallele Konfrontationen auf ver-
schiedenen Ebenen: im Inneren der beiden Stücke, die die üblichen Gescheh-
nisse hinter den Kulissen parodieren, manifestiert sich der Zwist jeweils in
der Rivalität zweier Sängerinnen. Außerdem verflochten sich die Kontraste
im Inhalt der Bühnenstücke mit einer scharfen Konkurrenzlage im realen
Leben der Darstellenden.
Das Nebeneinanderbestehen von Singspiel und Opera buffa spiegelte an-
dererseits die reale Situation der Wiener Theaterwelt wider und ging auch mit
der Koexistenz der beiden Sprachen einher. Doch nicht nur aufgrund der
großen Beliebtheit der italienischen Oper war die italienische Sprache in
Wien stark präsent. Es lebten damals nicht wenige Italiener in Wien, was
auch die Anwesenheit einer italienischen Kongregation bestätigt. Natürlich
ist die damalige enge Verbindung zwischen Österreich und Italien vorwie-
gend politisch begründet, nämlich durch die (direkte oder indirekte) habsbur-
gische Herrschaft über große Teile der italienischen Halbinsel. Besonders das
Musikleben war in Wien von Italienern geprägt. Der bedeutendste Musikver-
lag Wiens stand beispielsweise im Besitz der italienischen Familie Artaria.
Generalintendant des Burgtheaters (»General-Spektakel-Direktor des kaiserl.-
königl. National-Hof-Theaters«) war Graf Rosenberg Orsini aus dem in Wien
ansässigen Zweig des alten römischen Adelsgeschlechts Orsini. Für die Pfle-
ge der Modegattung der italienischen Oper wurden Komponisten, Dichter
und Sänger aus Italien »importiert«, wie die Aufführung von Prima la musi-
ca, e poi le parole exemplarisch bezeugt: Der Hofkomponist Salieri und der
Dichter Casti waren selbstverständlich Italiener, sowie drei der vier am Burg-
theater vom Hof engagierten Sänger, während die »vierte« Sängerin, Nancy
(eigentlich Anna Selina) Storace, zwar in London geboren war, aber als
Tochter eines italienischen Bassisten auch Wurzeln in Italien hatte, wo sie
auch ihre ersten und von Anfang an glänzende Erfolge erntete. 15-jährig
debütierte sie im Teatro alla Pergola in Florenz, wo sie den berühmten Kast-
raten Luigi Marchesini derart in den Schatten stellte, dass er sie angeblich aus
der Operntruppe entfernen ließ. Denselben Marchesini soll sie dann in Prima
la musica, e poi le parole so hervorragend parodiert haben, indem sie einige
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Titel
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Untertitel
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Autor
- Paolo Budroni
- Verlag
- V&R unipress
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2008
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 135
- Kategorie
- Kunst und Kultur