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Ingrid Schraffl
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doch fast ausschließlich in Wien. Der Tenor Valentin Adamberger trat dage-
gen häufig in Italien auf und italienisierte ebenfalls seinen Namen in Valenti-
no Adamberger, detto Adamonte, Diese Künstlerpersönlichkeit bot ideale
Voraussetzungen für das Singspiel: Deutsch war seine Muttersprache, ausge-
bildet war er aber in der italiänischen Schule des Gesangs (…), durch die
man doch ganz allein erst zum wahren Sänger gebildet wird, wie er selbst
einmal bemerkt haben soll.6 Adamberger hatte in Italien hauptsächlich Opera
seria gesungen und war im komischen Genre eher unerfahren. Mozart schien
jedoch von seiner warmen, dunkel timbrierten Stimme und vor allem von der
Natürlichkeit seines Singens beeindruckt gewesen zu sein,7 denn er zählte
Adamberger zu jenen Sängern, worauf teutschland stolz seyn darf.8 Für ihn
schrieb er die Partie des Belmonte in der Entführung aus dem Serail. Einmal
hatte Mozart (allerdings in Bezug auf einen anderen Tenor) geschrieben: ich
liebe dass die aria einem sänger so accurat angemessen sey, wie ein gutge-
machtes kleid. Damals war es üblich, dass Komponisten den Sängern die
Arien »auf den Leib« schrieben, besonders Mozart war ein Meister darin.
Natürlich musste auch die Rolle zum Charaktertyp des Sängers passen. Nicht
von ungefähr interpretierte Adamberger im Schauspieldirektor, in dem die
Sänger gewissermaßen sich selbst darstellten, den Monsieur Vogelsang.
Noch charakteristischer sind die beiden rivalisierenden Sängerinnen gezeich-
net, die im Mittelpunkt des Stückes stehen: Mademoiselle Silberklang, von
der schon genannten Caterina Cavalieri verkörpert, und Madame Herz, von
Aloysia Lange interpretiert. Die Namen sprechen schon für sich, besonders in
Bezug auf den Klang der Stimme der Cavalieri, die erste Konstanze in Mo-
zarts Entführung, (Mozart schreibt, er habe die aria von der Konstanze ein
wenig der geläufigen gurgel der Mad.-selle Cavalieri geopfert)9 und auf den
Charakter der Lange, eine hervorragende Interpretin von sanften, zärtlichen
Liebhaberinnen und naiven Rollen.10 Über die Lange schrieb Tobias Philipp
Freiherr von Gebler: Ein Ton, ein Ausdruck, der zum Herzen (!) dringt, eine
außerordentliche Höhe, die schwersten Passagen richtig ausgeführt, und mit
dem Gesang, wie es seyn soll, verflösset.11 Das mit Leichtigkeit gesungene
hohe Register (dreigestrichene Oktave) war eine Stärke der Lange, die auch
in der Partie der Madame Herz ausgenützt wird, denn sie erreicht hier das
f’’’, während der Stimmumfang der Cavalieri mit Mühe bis zum d’’’ reichte.
Dafür wurde die feine Stimme der Lange als zu schwach für das Theater12
6 Vgl. MGG, Personenteil, Bd. 1, Sp. 130
7 Vgl. Ebd. Sp. 131
8 Brief an Anton Klein vom 21.5.1785, In: Mozart: Briefe und Aufzeichnungen.
Hrsg. Von W. A. Bauer, O. E. Deutsch, J. H. Eibl, Kassel 1962-75, Bd. 3, S. 393
9 Zit. nach: Sulzer 1982, S. 15
10 Zit. nach: MGG, Personenteil, Bd. 10, Sp. 1161
11 Zit. nach: Ebd. Sp. 1162
12 Vgl. MGG, Ebd.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Titel
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Untertitel
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Autor
- Paolo Budroni
- Verlag
- V&R unipress
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2008
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 135
- Kategorie
- Kunst und Kultur