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Peter Tschmuck
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ten. Bis Mitte der 1790er Jahre waren die meisten von ihnen aufgelöst oder
durch kleine Bläserensembles ersetzt worden. 1790 wurde sogar von Fürst
Anton von Esterhazy aus finanziellen Gründen die Hofkapelle aufgelöst. Und
das, obwohl die Esterhazys zu den reichsten ungarischen Fürstengeschlech-
tern des Reichs gezählt werden können. Es war billiger, den Kapellmeister,
Joseph Haydn mit einer lebenslangen jährlichen Zahlung von 1.400 Gulden
in die Pension zu schicken.
Die Musikdarbietung verlagerte sich mehr und mehr in die Salons des auf-
strebenden großstädtischen Bürgertums. Viele Adelige schlossen sich diesem
Trend zu privaten oder halbprivaten Musikakademien an. Diese Konzerte
waren nicht nur mehr einem kleinen höfischen Kreis zugänglich, sondern
jedermann, der sich eine Eintrittskarte leisten konnte.
Diese Salons und Akademien waren die Vorläufer des öffentlichen Kon-
zertwesens, das in Wien im Sommer 1782 mit den von Philipp Jakob Martin
organisierten Abonnementkonzerten im Augarten erstmals Einzug hielt.
Mozart war einer der ersten Komponisten, der nach diesem Vorbild ebenfalls
begann, Konzerte auf eigene Rechnung und Risiko zu veranstalten. Anfäng-
lich waren es vor allem Instrumentalvirtuosen, die diese Form der öffentli-
chen Aufführung wählten und dabei auch selbst komponierte Stücke zu Ge-
hör brachten. Bald schon dienten diese Konzerte aber nicht nur der virtuosen
Selbstdarstellung, sondern auch zur Uraufführung neuer Kompositionen. Für
eine Komponistengeneration später war es bereits selbstverständlich ›Kon-
zerte zum eigenen Vorteil‹ auszurichten. Damit machten sich die Komponis-
ten unabhängig vom höfischen System und bezogen ihr Einkommen vom
Markt.
Als einer der ersten verstand es Ludwig van Beethoven die sich ausbrei-
tende Marktwirtschaft für sich zu nutzen. Der geschäftliche Briefverkehr mit
seinen Verlegern liefert dafür einen beredten Beweis. Bereits der Verlagskon-
trakt mit der Wiener Firma Artaria & Co.3 über die Veröffentlichung seines
Opus 1 (3 Trios für Klavier, Violine und Violoncello in Es-Dur, G-Dur und
c-moll), den Beethoven als 25jähriger ausverhandelte, belegt, dass der Kom-
ponist seinen Marktwert kannte und sehr selbstbewusst seine Forderungen
stellte. Beethoven überlässt dem Verleger seine Klaviertrios gegen eine Vor-
ausbezahlung von 212 fl, mit der Auflage, dass der Verlag diese binnen 6
Wochen stechen sollte.4 Es wurde eine Auflage von 400 Stück vereinbart,
wobei jede Woche nach Abschluss des Stichs mindestens 50 Exemplare
3 Dem Salieri-Schüler, Beethoven, kam bei der Verlagsanbahnung zugute, dass
sowohl Salieri als auch Carlo Artaria Mitglieder der Italienischen Kongregation in
Wien waren, und diese Tatsache nicht gerade hinderlich dabei war, dass der noch
junge und unbekannte Komponist sein Opus 1 veröffentlichen konnte.
4 Verlagskontrakt zwischen Ludwig van Beethoven mit Artaria & Co. vom 19. Mai
1795; in: Emerich Kastner (Hrsg.), Nachdruck von Julius Kapp, Wien 1923: 22–
23.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Titel
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Untertitel
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Autor
- Paolo Budroni
- Verlag
- V&R unipress
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2008
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 135
- Kategorie
- Kunst und Kultur