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gleichsam im Konkurrenzeifer durch die Anstellung und Abwerbung hervorragender
Musiker zu überbieten trachtete. Berief der Vatikan Giovanni Pierluigi da Palestrina,
welcher ca 900 Kompositionen hinterließ, so engagierten die bayerischen Herzoge
Tonkünstler wie Ludwig Senfl, den Meister des vielstimmigen deutschen Liedes, und
Orlando di Lasso, welcher ein breites Spektrum von über 3.000 Werken schuf, als
Hofmusiker und Kapellmeister. München trat im 16. Jh als Musikmetropole hervor,
mit entsprechender Beeinflussung Österreichs. Lassos Kompositionen fanden
begeisterte Verbreitung über EH Maria, die Schwester Hzg Wilhelms vBayern.28
Interessant erscheint dabei die der Musik zugedachte Bedeutung, zB im Hinblick
auf die sogenannte "Regenmotette" Orlando di Lassos "Gustate et videte":
1584 ist das erste einer Serie sich jährlich ereignender "meteorologischer Wunder"
bei den bayerischen Wittelsbachern vermerkt, indem mittels Singen dieser Motette
die "trockene Abhaltung" der Fronleichnamsprozession in der benötigten Gehzeit
gewährleistet, der Regen hintangehalten werden konnte.29
Der Blickwinkel Musik -Hagen führt, neben späterer mündlicher Überlieferung der
Zeitzeugen, zunächst zu den Chronik-Beständen und anderen archivalischen
Quellen des im abgekommenen Schlossarchiv Hagen getätigten und erhalten
gebliebenen Abschriften-Konvoluts des engagierten Regionalforschers KR Ludwig
Pruscha, wo so mancher Musik-bezogene Fingerzeig abzulesen ist. Als sicher ist
anzunehmen, dass eine wesentlich größere Zahl an musikalischen Darbietungen
stattfand, worüber aber weder originale Vermerke noch Abschriften überliefert bzw
erhalten blieben. So haben gewiss bei den diversen (teils bekannten, meist lediglich
Regest-artig vermerkten) Festivitäten Musikanten aufgespielt, Gesang, musikalische
Untermalung und Tanz Eingang gefunden (s.u.).
Sowohl bei weltlichen Veranstaltungen (im Zusammenhang mit Einladungen,
Geburtstagen, Großjährigkeits- und Hochzeitsfeiern etc der Besitzer, aber auch im
kleinen Rahmen der Untertanen) und anlässlich der religiös-musikalischen Aktivitäten
finden Umzüge, Feste, Feierlichkeiten und kirchliche Veranstaltungen wie Messen,
Prozessionen usw mit Musikuntermalung und – Begleitung Erwähnung, sowohl nach
*katholischem Ritus zB in Bezug auf das damalige Landgut Hagen - 1168 (s.u.),
dann bei den frühen Besitzern wie ua den Wallseern ("Wallseer Lied"), - und auf das
nachmalige Schloss unter den Edlen vSalburg, vClam, vStarhemberg, usw,
* als auch Lutherischen Gepflogenheiten des 16. und teilweise 17. Jahrhunderts (ua
1609 unter Barbara Bischoff), wo protestantisches Singgut den Glauben stärken
sollte (Luther gilt nicht nur als der Schöpfer einer neuen Glaubensrichtung, sondern
auch als ihr erster Musiker30).
Im 18. und 19. Jh (s.u.) luden die Starhembergischen Schloss-Besitzer Musik-
Größen wie Familie Mozart (1762) und Franz Schubert (1825) in ihr Schloss Hagen.
Der Operettensänger Eduard Steinberger erfreute - aufgrund seiner Heirat mit Maria
Theresia Weingärtner - zuweilen ein vom damaligen Schlosseigner Josef
28 Erb, Lasso. Schäffer, Musik-Mäzenatentum, 28, 29. Die Hofkapelle EH Karls vInnerösterreich zu Graz stand
unter der Leitung des Niederländischen Kapellmeisters Johannes de Cleve, Leiter der Hofinstrumentisten war
Annibale Padovano. Wehner, Maria vBayern, 149. Schäffer Hannes, Kirche, Medien, Recht, 25.
29 Erb, Lasso, 20, 122, 169, 351. Schäffer Hannes, Kirche-Medien-Recht, 25. Schäffer, Musik-Mäzenatentum, 22.
30 Schäffer Hannes, Kirche-Medien-Recht, 24.
Ein geschichts-musikalischer Spaziergang durch den Hagen/Linz
- Titel
- Ein geschichts-musikalischer Spaziergang durch den Hagen/Linz
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag Schäffer
- Ort
- Linz
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 44
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Kunst und Kultur