Seite - ii - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
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Vorwort
geprägt haben.Durch denBlick auf das Systemvon
Stadtkirchenmit demDom als seiner Hauptkirche
wurde einemusikalischeLandschaft erhellt, die bisher
völlig imDunkeln gelegen hatte.
DieAufarbeitung umfangreicher, bisher unbeachte-
terAktenkonvolute zur Liturgie inKombinationmit
denHofkalendern desErzbistums Salzburg erschloss
jene zeremoniellenund liturgischenHintergründe (Ka-
pitel 1), vor denen zahlreicheAspekte derMusikge-
schichte, derAufführungspraxis, desRepertoires und
der Sammlungsgeschichte – vielleicht zum erstenMal
– verständlichwurden.
DieErkenntnis, dass derDom seit 1635 nicht nur
Metropolitankirche, sondern auch Hauptkirche der
Stadtpfarre war (was bisher inmusikwissenschaftli-
chenPublikationen keineswegs umfassend reflektiert
ist), zog dieAufarbeitung einer bisher praktisch un-
beachtetenMusikergruppe, der „Stadtpfarrmusikan-
ten oder Totensinger“, und ihres Repertoires nach
sich, ließ uns manch einMissverständnis bezüglich
der kirchenmusikalischenReformenFürsterzbischof
HieronymusColloredos erkennen und korrigieren und
beantwortete die Frage nach derMusikpflege an den
anderen Salzburger Stadtkirchen,waswiederumdas
Verständnis der Rolle der Hofkapelle und ihres Re-
pertoires am Salzburger Dom und an den anderen
Stadtkirchen entscheidend vertiefte. Die Beziehungen
zwischen Stadtpfarrmusikanten und „Totensingern“
einerseitsunddereigentlichen(d.h.derMetropolitan-
liturgie zugehörigen)Dommusikandererseits sowiede-
renGebundenheit an den gemeinsamenBezugsraum
des SalzburgerDoms als topographischemHauptort
sowohl derMetropolitan- als auchder Stadtpfarrlitur-
gie ließ es unumgänglich erscheinen, den eigentlichen
musikgeschichtlichenDarstellungen inaller gebotenen
Kürze jene der lokalen liturgischenGegebenheiten als
ihre Voraussetzungen voran zu stellen. Gerade im
Kontext derErforschungderWerkeWolfgangAmadé
Mozarts als prominentestesBeispiel eines Salzburger
Hofmusikers, der überdies einenGroßteil seinerKir-
chenmusik für dieMetropolitankirche schuf, werden
imvorliegendenBand einige Fragen beantwortet, die
bisher kaumgestelltwurden,weil dasGesamtbild der
kirchenmusikalischenPraxis der Stadt noch nicht im
Blickwar. Dass der ‚SonderfallMozart‘ separiert von der ei-
gentlichenGeschichte derDommusik dargestelltwird,
entspringt dem (vielleicht vergeblichen)Versuch, der
unbestrittenenmusikhistorischen Bedeutung dieses
Ausnahmekünstlers gerecht zuwerden, ohne dass die
Perspektive auf dieAlltagspraxis derMusik amSalz-
burgerDomvonderAureole desGenies überstrahlt
würde.DassMozartsWerk sich aus der ‚Salzburger
Tradition‘ heraus erschließe, wurde verschiedentlich
argumentiertundbleibtunbestritten:Mozart ist ohne
Salzburg undenkbar. Umgekehrt lässt die musikali-
sche Praxis amSalzburgerDom imUntersuchungs-
zeitraum einen hohen künstlerischen Stand von ei-
genständiger Prägung erkennen – auch ohneMozart.
Dies zu verdeutlichen ist eines der Ziele vorliegender
Publikation.
Der nun vollständige Überblick über die in der
SammlungerhaltenenAufführungsmaterialienerlaubt
zumTeil recht konkrete Einblicke in die eigentliche
musikalischeAufführungspraxis amSalzburgerDom.
MitdemgegenwärtigenQuellenkorpus liegt ein in sich
geschlossenerGesamtbestandvor, der beispielhaft für
eine lokaleAusprägung historischerAufführungspra-
xis stehen und insofern auch Impulse für eine histo-
risch informierteAufführungspraxis – etwaderMusik
Mozarts–gebenmag.Wiesehr im18.undnoch im19.
Jahrhundert lokale Praktiken diemusikalischenDar-
stellungsweisen bestimmten, ist insbesondere in jenen
FällenmitGewinn zu studieren,woKulturtransfers –
vonOrt zuOrt ebensowie über zeitlicheRäume – zu
Adaptionen an die jeweils gepflogenePraxis Anlass
gaben.
DieDarstellung derGeschichte der Sammlung und
mit ihr dieAufarbeitung der historischenKataloge,
Schreiber-,Wasserzeichen- undPersonenverzeichnis
folgen amEnde des Bandes, da zu ihremVerständ-
nis die vorangehendenKapitel hilfreich sind und sie
überdiesweniger für die breiteÖffentlichkeit als für
Spezialisten nutzbringend sein dürften.DieUntersu-
chung vonAbschriften, die imMusikrepertoire des
Salzburger Doms ihren Ausgang genommen haben,
wurde in Sammlungen inMaria Einsiedeln (Schweiz),
Florenz undOstiglia (Italien) und der Sammlung des
SalzburgMuseums geleistet. Anhand dieserUntersu-
chungen konnten sowohl verschiedeneMechanismen
vonKulturtransfers beispielhaft aufgezeigt als auch
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Musik am Dom zu Salzburg
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Titel
- Musik am Dom zu Salzburg
- Untertitel
- Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Autoren
- Eva Neumayr
- Lars E. Laubhold
- Ernst Hintermaier
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-540-0
- Abmessungen
- 21.0 x 30.2 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Kunst und Kultur