Seite - 8 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
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1 DerDomalsMetropolitankirche
1.2 Träger der Liturgie am
Dom
Höchster politischerWürdenträger imErzstift Salz-
burgundgleichzeitighöchsterTrägerderLiturgiewar
der Fürsterzbischof. Erwar auch derEmpfänger des
Palliums, eineswollenenBandes, das ihmvomPapst
alsMetropolit verliehenwurde.Erdurfte diesesBand
an festgelegtenFesten tragen, die daher ihreBezeich-
nung alsFesta Pallii erhielten. Ihm zur Seite gestellt
war derBischof vonChiemsee, seinWeihbischof, die
Bischöfe der Suffraganbistümer (die allerdings selten
in Salzburg anwesendwaren),Domprobst undDom-
dekan.Auch dieÄbte derErzabtei St. Peterwaren
in die liturgischenVorgänge amDomeingebunden.28
Domprobst undDomdekan, die den nächstfolgen-
denFesta Praepositi undDecani ihreNamen gaben,
waren Angehörige des 24 Mitglieder umfassenden
Domkapitels. DieDomherrn bildeten im 18. Jahrhun-
dert eineweltlichePriestergemeinschaft29, der nicht
nur Verwaltungs- und Beratungsaufgaben oblagen,
sondern denendieGestaltung der Liturgie an derKa-
thedrale übertragenwar.Vor allemdas Stundengebet
und der täglicheKapitelgottesdienst sowie zahlreiche
„kapitlische Jahrtage“warenTeil ihrerAufgaben, bei
denen sie – unter anderem inmusikalischerHinsicht
28Vgl. z.B. die Tagebücher des Abtes Dominikus Hagenau-
er (Hahnl,Adolf/HanneloreAngermüller/Rudolph
Angermüller (Hrsg.):AbtDominikusHagenauer (1746–
1811) von St. Peter in Salzburg. Tagebücher 1786–1810,
3Bände,St.Ottilien:Eos2009,S.422)oderdieHofkalender:
„N.B. So oft IhroHochfürstl. Gnaden etc. etc. Selbsten in
Deroetc.etc.Dom=KirchendieVesper,unddasHoch=Amt
offentlich halten, so assistiren hierbey (Titl) IhroHochwür-
den, Hoch=Gräfl. gnaden Her: Her: Dom=Probst, dann
einige (Titl) Herren Canonici deß hohen Ertz=Stifts in
Dalmaticis, die (Titl) anwesendeFürstlicheHerrenHerren
Suffraganei aber nebst (Titl) Herrn Abten zu St. Peter,
und (Titl)HerrnHerrnDom=Dechant in InfulaPontifica-
liter, und alle anwesende (Titl) HerrnHerrnCapitulares,
undDomicilares inPluvialen inChoro beywohnen.Auch
erscheinet in dergleichen hohenFest=Tägen,wannHöchst
Dieselbepontificiren, indenSpannischenMantel=Kleydern
(Titl) Her: Her:Obrist Cammerer, und der dienendeCam-
mer=Her:, der erste reichet IhroHochfürstl.Gnadenetc etc.
das Serviet, der andere das Lavormit demHand=Wasser.“
Hofkalender 1751, fol. A4v–A5r.
29DasDomkapitel war zunächst imLaufe des 9. Jahrhunderts
alsweltlichesKathedralkapitel konstituiertworden, hatte
sich aber ab 1122 zurAugustinusregel verpflichtet, wobei
dieKanonikerGelübde derArmut undEhelosigkeit able-
genmussten. 1514 wurde das Domkapitel wieder in eine
Gemeinschaft vonWeltpriestern umgewandelt. Vgl.Bir-
cher:AdMaioremDeiGloriam 2004, S. 32, undThaler,
ManfredJosef:DasSalzburgerDomkapitel in derFrühen
Neuzeit (1514 bis 1816), Frankfurt/Main u.a.: Peter Lang
2011, (Wissenschaft undReligion, 24), S. 9. – von 20 geistlichen Chorvikaren und 8 – nicht zu
Priestern geweihten – Choralisten unterstützt wur-
den.DieserDomchorwar vor allem für dieAufrecht-
erhaltung des Stundengebets unverzichtbar, da die
Domherrn nicht immer in Salzburg anwesendwaren.
DieDomchorvikareundDomchoralistenwaren jedoch
bei fast allen liturgischenVorgängen imDomentwe-
derChoral oder figuriert singend beschäftigt, wobei
die Domchorvikare auch als Zelebranten zahlreiche
weitereAufgabenhatten, sofern sie einBenefiziuman
derDomkirche innehatten. In vielerHinsichtwar der
Domchor somit dieHauptsäule der liturgisch gebun-
denenKirchenmusik amSalzburgerDom.
Die Mitglieder des Schneeherrenstifts, das 1622
vonFürsterzbischof ParisGraf Lodron amSalzbur-
gerDom installiertwordenwar, waren vor allem in
derAdministration der Erzdiözese tätig. In derRe-
gel stellten sie achtRäte desKonsistoriums, zudem
wurde derProbst des Schneeherrenstiftesmeistmit
einemDomkapitular besetzt. Die Schneeherrenwa-
ren verpflichtet, täglich drei Messen zu feiern: Das
gesungeneKonventamt amHochaltar, eineMesse auf
dem Seitenaltar Unserer Lieben Frau zum Schnee
und eineweitereMesse für dieVerstorbenen der Fa-
miliederGrafenLodron.30 InChorbelangenwarensie
demDomdechanten unterstellt31, sie dürften also das
Chorgebet gemeinsammit denDomkapitularen resp.
mit denDomchorvikaren und -choralisten verrichtet
haben. Zahlreiche Jahrtage vonKanonikern, die Stif-
tungen errichtet hatten,waren zuhalten, ebensowur-
de das Stiftungsfest jedes Jahr am5.August feierlich
mit einerVesper amVortag undmit einemHochamt
begangen. Zu denVerpflichtungen des Schneeherren-
stiftes gehörte es seit 1638 auch, an allen Samstagen
und an denVorabenden derMarienfeiertage Laure-
tanische Litaneien imFrauenklosterMaria Loreto zu
halten.32
AuchdasBruderschaftwesen, das in Salzburg am
Ende des 17. und im 18. Jahrhundert seinenHöhe-
punkt erreichte, fand amDom seinenNiederschlag:
An der Metropolitankirche aktiv waren zum Bei-
spiel die als Bruderschaft desHofes vornehmste Salz-
30Thaler,Manfred Josef:Das Schneeherrenstift amDom
zu Salzburg (1622 bis 1806), Frankfurt/Main u.a.: Peter
Lang 2011, (Wissenschaft undReligion, 23), S. 109f.
31Ebd., S. 17.
32Ebd., S. 115.
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Musik am Dom zu Salzburg
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Titel
- Musik am Dom zu Salzburg
- Untertitel
- Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Autoren
- Eva Neumayr
- Lars E. Laubhold
- Ernst Hintermaier
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-540-0
- Abmessungen
- 21.0 x 30.2 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Kunst und Kultur