Seite - 11 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
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1.3 Der Jahresablauf an derMetropolitankirche und ihrenFilial-Kirchen in der Stadt Salzburg
Nachmittag fand umhalb zweiUhr einePredigt und
dann die Prozession der Heilig-Kreuz-Bruderschaft
statt.57Nachder abendlichenMatutin58 besuchteder
Erzbischof, zumindest noch in derMitte des Jahrhun-
derts, samt seinemHofstaat siebenHeiligeGräber in
der Stadt Salzburg.59
AmKarsamstagwurde in der Früh dasTaufwasser
geweiht, danach hielt derDomprobst dasHochamt60.
AmNachmittag ließ sich der Erzbischof bei gutem
Wetter nachMariaPlain fahren.AmAbendbegan-
nendieOsterfeierlichkeitendamit,dassdieMonstranz
mit der konsekriertenHostiewieder aus demHeiligen
Grab61 in denTabernakel des Franziskus-Altars im
linkenQuerschiff gebracht und so dieAuferstehung
symbolisch vollzogenwurde. Danach folgtemit der
Matutin ein nächtlicherGottesdienst. AmOstersonn-
tag zelebrierte selbstverständlich der Fürsterzbischof
das Hochamt. AmNachmittag um 2Uhr war Pre-
digt, danach Vesper und Complet und danach das
sogenannte „Goldene Salve“62, die stets groß besetzte
AntiphonRegina coeli.63AmOstermontag undOs-
terdienstag, an denen das „Goldene Salve“ ebenfalls
erklingen konnte, zelebrierten das Hochamt jeweils
Domprobst undDomdechant.
Am25.März fand regelmäßig die Prozession nach
St.Markus, der Kirche der Salzburger Ursulinen64,
statt, die insbesondere Fürsterzbischof Sigismund
Graf Schrattenbach kaum je versäumte. Da imWe-
57Ebd.
58Matutin und Laudes wurden in der Fastenzeit schon am
Vorabend verrichtet, die kleinenHoren und dieVesper am
folgendenVormittag.
59Vgl. Hofkalender 1751, fol. B3r. Im Zuge der Reformen
Hieronymus Colloredos wurde dieser Brauch abgeschafft.
Schöttl, Joseph:KirchlicheReformen des SalzburgerErz-
bischofs Hieronymus vonColloredo imZeitalter derAuf-
klärung, Hirschenhausen:Verlag der SüdostbayerischenHei-
matstudien 1939, (Südostbayerische Heimatstudien, 16),
S. 106 f..
60Dieses Hochamt entsprach der heutigen Osternachtsfeier,
die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in der Früh des
Karsamstages stattfand.
61DerEntwurf eines hl.Grabes fand sich in derUniversitätsbi-
bliothek Salzburg,H.24.Vgl.Hintermaier, Ernst: „Mo-
zart und dasTheater amSalzburger fürsterzbischöflichen
Hof“, in:Mozart-Jahrbuch, 1978/1979 (1979), S. 144–148,
hier: S. 149.
62DieBezeichung dieser Festlichkeit stammt aus denHofkalen-
dern.
63Umdie 30 solcherRegina coeli-Kompositionen finden sich
heute noch imDommusikarchiv.
64Fürsterzbischof JohannErnstGraf vonThunhatte diesen
sichfürdieschulischeErziehungderMädchenengagierenden
Orden 1695 nach Salzburg geholt. sentlichen der gesamteHofstaat daran teilnahm,mu-
sizierte auch dieHofkapelle beimHochamt.65
AnfangMaiwohntederFürsterzbischof gewöhnlich
denFesten derBruderschaft des hl. Benedikt in der
Universitätskirche sowie der erstenLitanei desKreuz-
auffindungsfestes (3.Mai) in derBürgerspitalskirche
bei.66Weitere Prozessionen fanden an den Rogati-
onstagen (Montag bisMittwoch vorChristi Himmel-
fahrt) nachMülln, auf den Nonnberg und nach St.
Sebastian statt.67 Darauf folgten die Palliumsfeste
Christi Himmelfahrt, Pfingsten (mit Firmung und
Priesterweihe) und Fronleichnam68. An Letzterem
führten nach derProzession in der Stadt an den fol-
gendenTagen von derDomkirche ausProzessionen
nachSt. Peter,Mülln69, an dieUniversitätskirche, zu
denFranziskanern und nach St. Sebastian.
Am16.MaiwurdederFesttagdeshl. JohannesNe-
pomuk gefeiert, der gelegentlichmitChristi Himmel-
fahrt,aberauchmitPfingstenzusammenfallenkonnte.
Dieses Fest war erst 1721 von der römischenRiten-
kongregation approbiert worden, wofür sichFürsterz-
bischof FranzAnton vonHarrach (1665–1727) beson-
ders eingesetzt hatte. Auf höfischer Ebene scheint es
zunächst die Absicht gewesen zu sein, den Festtag
dieses Heiligen in der Franziskanerkirche zu feiern.
DerHofkalender von 1726 vermerkt dazu:
„Den16tendaraufwirdetdasFestdeßhei-
ligen, undWunderthätigenMartyrers Joan-
nisNepomuceni bey denenRR.PP.Francis-
canis umb8.Uhr fruhemit einerLob=Rede,
unddarauf folgendemHoch=Ambt gefeyert;
Welchem IhroHochfürstl. Gnaden etc. etc.
65Neumayr, Eva: „ZurMusikpflege imSalzburgerUrsulinen-
konvent in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts“, in:
Kirchenmusikalisches Jahrbuch, 93 (2010), S. 90–101.
66An der Bürgerspitalskirche war die Heilig-Kreuz-
Bruderschaft beheimatet, die traditionell guteKontakte zur
Hofmusik pflegte, da ihr zahlreicheHofmusiker angehörten.
Vgl.Klieber:Bruderschaften, S. 391f.
67Vgl. alle zitiertenHofkalender.
68Genaueres zumFronleichnamsfest am Salzburger Dom in:
Hochradner, Thomas: „‚Venite Populi‘ Fronleichnams-
motette am Salzburger Dom“, in: Lars E. Laubhold/
GerhardWalterskirchen (Hrsg.):Klang-Quellen. Fest-
schrift für Ernst Hintermaier zum 65. Geburtstag. Sympo-
siumsbericht,München: Strube-Verlag 2009, (Veröffentli-
chungen zur SalzburgerMusikgeschichte, 9), S. 86–101.
69Müllnwird in denHofkalendern an dieser Stelle sogar zwei-
mal erwähnt, mit einer Prozession nach Mülln und mit
einer Prozession inMülln an zwei verschiedenenTagen, die
anscheinend beide zumindest vonTeilen desHofs besucht
wurden.
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Musik am Dom zu Salzburg
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Titel
- Musik am Dom zu Salzburg
- Untertitel
- Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Autoren
- Eva Neumayr
- Lars E. Laubhold
- Ernst Hintermaier
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-540-0
- Abmessungen
- 21.0 x 30.2 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Kunst und Kultur