Seite - 25 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
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1.5 Diemusikalisch aktivenGruppen
mung „In hacMetropolitanaEcclesia Salisburgensi“
eindeutig auf denDomhinweist, und außerdemdie
Tatsache, dass Feste, bei denen die Hofmusikkapel-
le nachweislich auswärts spielte, wie dasFest des hl.
Markus bei denUrsulinen oder das des hl. Johannes
Nepomuk in der SchlosskapelleMirabell, in der Liste
nicht genanntwerden.160Auchdie erwähnten 30Lau-
retanischenLitaneien dürften also imDomgehalten
worden sein. ÜberweitereDienste derHofmusiker an
anderen Stadtkirchen lassen sich zumgegenwärtigen
Zeitpunkt noch keine endgültigenAussagen treffen,
es scheint aber so gewesen zu sein, dass der Fürst-
erzbischof, wenn er solche besuchte, gewöhnlich seine
Hofmusikkapellemitbrachte.161
AmDomkamen für dieHofmusikkapelle noch 50
„Missae de Sacramento qualibet Fer.a 5.a“ (wöchentli-
cheMessen an denDonnerstagen) und 12 „Process.o
etMissa qualibet Dominic 3.a, singuleMens.“ (die
jeden dritten Sonntag imMonat stattfindendenPro-
zessionen undHochämter anlässlich des 7-stündigen
Gebets) hinzu.
MitdenvonGattiweitersnotierten fünf „Processio-
nes, cummissis solemnes extraEcclesiaMetropolita-
na“ sind jeneweiter obenbeschriebenenProzessionen
in verschiedene Stadtkirchen gemeint, nach denenbei
denHochämtern in den betreffendenKirchen,wenn
der Erzbischof zelebrierte, selbstverständlich dieHof-
musikkapelle samtDomchor undKapellknabenmusi-
zierte.Das betraf im Jänner dieKirche St. Sebastian,
imMärz die Kirche des Ursulinenkonvents und im
MaioderJunidasFestFronleichnamunddessenFest-
woche,währendderProzessionenunter anderemnach
St. Peter,Mülln und St. Sebastian führten.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dassdieDienste
derHofmusikkapelle an derMetropolitankirche zahl-
reichwaren:Neben denHochämtern an allenFesta
Pallii,Canonici undDecani hatten sie zwölf weite-
re Hochämter und Prozessionen an den Sonntagen
desmonatlich abgehaltenen 7-stündigenGebets, wö-
160Neumayr, Eva: „ZurMusikpflege imKloster derUrsulinen
in Salzburg in der erstenHälfte des 18. Jahrhunderts“, in:
Lars E. Laubhold/GerhardWalterskirchen (Hrsg.):
Klang-Quellen. Festschrift für Ernst Hintermaier zum 65.
Geburtstag.Symposiumsbericht,München: Strube-Verlag
2009, (Veröffentlichungen zur Salzburger Musikgeschich-
te, 9), S. 102–112, hier: S. 110.
161Vgl. etwa die Besuche des Erzbischofs bei den Salzburger
Ursulinen.Neumayr: „ZurMusikpflege imSalzburgerUr-
sulinenkonvent“. chentlich einHochamt amDonnerstag, 84 Litaneien,
fünf Prozessionen zu anderenKirchen samtHochamt,
dazu noch feierliche Vespern an den Vortagen von
Festa Palliimitzugestalten.DieMitglieder derHof-
musikkapelle waren demnach durchschnittlich fünf
Mal proWoche am Dommit der Aufführung von
Messen, Vespern und Litaneien beschäftigt, wobei
Dienste an anderenKirchen der Stadt noch nicht be-
rücksichtigt sind. Sie dürften damit im liturgischen
Bereich deutlichmehrAufgaben erfüllt haben als in
derweltlichenRepräsentation.
Nach derAuflösung derHofmusikkapelle 1806wur-
de diese durch die Dommusik ersetzt, die sich aus
ehemaligenHofmusikern, anderen lokalenMusikern
und in zunehmenden Maße aus den Thurnergesel-
len zusammensetzte. Letzterewaren vorher imDom
ausschließlich für die drei colla partemit demChor
geführtenPosaunenstimmen zuständig gewesen.Bis
zu denReformenHieronymusColloredos in den 80er-
Jahren des 18. Jahrhunderts hatten sie ihrAuskom-
mengehabt, indemsiedie Instrumentalstimmenüber-
nahmen, wenn die Stadtpfarrmusikanten, z.B. bei
Requien, in größeren Besetzungen musizierten. Sie
waren von denVerboten der Instrumente in der deut-
schenKirchenmusik und derMusik bei Seelenmessen
vielleichtamhärtestenbetroffengewesen162undüber-
nahmenjetztzunächstdieTrompetenunddieanderen
Blasinstrumente,wurdendannaber immermehrauch
bei den Streichern je nachBedarf eingesetzt.163
DieStadtpfarrmusikantenhingegenhattendieMes-
sen, Litaneien,Vespern etc. der Stadtpfarre amDom
musikalisch zugestalten, z.B.das inderGottesdienst-
ordnung erwähnte „Wetteramt“164. Die Zahl dieser
Gottesdienste scheint sich am Dom, der Hauptkir-
162Vgl. AES,AktenDompfarre 5/25/14.
163Vgl.Die Figuratmusik in der Domkirche betr., November
1827, AES, Dommusikverein und Mozarteum, AT-AES-
1.2.AXd263: „Weil diese 4 hiesigenThurnerergesellen im
Dienste desThurnermeisters sind, beywelchem sie ausser
Kost und freyerWohnungkeinen eigentlichfixenGehalt ha-
ben, sondern nur von einigen auswärtigenKirchendiensten,
vom Aufspielen bey Hochzeiten und anderen Tanzmusi-
cken von jedemGulden 5 xW.N.W. proKopf von ihrem
Prinzipalen als verdienst auf dieHandbekommen [...] so
wäre sehr zuwünschen, daßdiese 4Thurnergesellen,welche
nicht nur gute und brauchbareMusiker sind, anstatt des
sonst üblichen Posaunenblasens, als DomfiguratMusiker
aufgenommenwürden; um einige andereMusik Individuen
dabey zu ersparen; da onedies auch ihr Prinzipal bereits
schon seit vielen Jahren als wirklicher ehemaligerHof und
Dommusiker [...] angestellt ist.“
164Gottesdienstordnung 1828, S. 25.
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Musik am Dom zu Salzburg
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Titel
- Musik am Dom zu Salzburg
- Untertitel
- Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Autoren
- Eva Neumayr
- Lars E. Laubhold
- Ernst Hintermaier
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-540-0
- Abmessungen
- 21.0 x 30.2 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Kunst und Kultur