Seite - 74 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
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2 Geschichte derMusik an derMetropolitankirche
Vonder ehemaligenHofkapellewaren demnachum
1812noch folgendeMusiker tätig:KapellmeisterLuigi
Gatti (1740–1817), unter den SängernFelixHofstät-
ter (1744–1814) als Tenorist undMatthias Schitra
(um1750–1824) als Bassist. Bei „Bründl“ handelt es
sich nicht um Joseph Anton Bründl, der 1782 die
Hofkapelle verlassenhatte, umdieChorregentenstelle
in Hallein anzunehmen273, sondern um JohannMi-
chael Brindl274. Von den Streichern der ehemaligen
Hofmusikkapellemusizierten an denViolinenAndre-
as Pinzger (1740–1817) undKajetan Anton Julian
Biber von Bibern (1744–1816), amVioloncello der
spätere provisorischeDomkapellmeister Joseph Joa-
chim Fuetsch (1766–1852) und als Violonist Franz
de Paula JosephWeindl (um 1743–1812). Von den
Bläsernwaren dieHornisten JosephMichaelMayer
(um1751–1832) – der 1807wegen seiner Fähigkeiten
zur „k.k.KammerHarmonie“ nachWien einberufen
wordenwar, dieser Einladung aber offenbar nichtFol-
ge geleistet hatte – undJakobKutschera (1749–1813)
geblieben. Benedikt Pillwein berichtet 1821 über sie:
„Von den angenehmen Stunden, welche
Mayer undGutschera vielen ausgesuchten
Gesellschaften auf Bergen, Wasser= und
Berg=Fahrten etc. durch denmelodischen
Klang ihrer Blasinstrumente verschafften,
hörtman zu Salzburgwohl nicht seltenmit
der sehnsuchtsvollstenRückerinnerung spre-
chen.“275
AuchDomorganistGottliebMilder (1763–1817)276,
der ab 1794 alsDomstiftsorganistMitglied derHof-
kapellewar277, nahmanderAufführung teil. Unter
den anderen aufgelistetenMusikern sind neben den
Domchorvikaren und -choralisten, denKapellknaben,
zwei „fremden Singknaben“ und denThurnergesellen
an denPosaunen einige bisher unbekannt, es finden
sich aber unter ihnen die SebastianVogt alsThurner-
meister folgendenMatthiasKappelmeier undPeter
273Wie vonmir früher fälschlich angenommenwurde, vgl.Neu-
mayr: „DieRequiemkompositionenLuigiGattis“, S. 415.
274Lebensdaten unbekannt, vgl. seinAnsuchen umVerleihung
derDomtenoristenstelle vom31.05.1817, wo er angibt, be-
reits elf Jahre lang diese Stelle versehen zu haben, AES,
Dommusikverein undMozarteum,AT-AES 1.2.AXd 262.
275Pillwein:Biographische Schilderungen, S. 145.
276Hintermaier:Die Salzburger Hofkapelle, S. 285–287.
277DiebeidenanderenHoforganistenMichaelHaydnundAnton
FerdinandParis waren bereits 1806 bzw. 1809 verstorben. Pirchel (1781–1859), der StadtpfarrorganistAndreas
Brunnmayr (1762–1815), der Musiker, Komponist,
Verleger undKopist BenediktHacker (1769–1829)278
undder spätereMilitärkapellmeister,Komponist und
Dirigent JohannEvangelist Schlier (1792–1873), von
denen letztere drei Schüler JohannMichaelHaydns
waren.
Über die Zeit nach demTodLuigiGattis 1817, für
dessen Nachfolge sich u.a. der in Salzburg gebore-
ne spätereWienerHofkapellmeister IgnazAssmayr
(1790–1862)279 bewarb, sindwir durch einen ausführ-
lichenBriefwechsel zwischen der k.k. Finanzdirektion
und derDomkustodie informiert.280Diemusikalische
Leitung derDommusik übernahmzunächstDombas-
sistMatthias Schitra (1750–1824).Nach dessenTod
1824wurdeGattis Freund undNachlassverwalter Jo-
seph JoachimFuetsch (1766–1852) bis zu seiner Pen-
sionierung und derGründung desDommusikverein
undMozarteums 1841 provisorischer Leiter derDom-
musik. Erwar zunächst vor allemmit Inventur der
Dommusikalienund-instrumentebeschäftigtgewesen,
die nachGattis Tod von denBehörden angeordnet
wordenwar unddie 1822 in derErstellung der neu-
en Kataloge durch Fuetsch281 resultiert hatte. Da
Fuetschwahrscheinlich bis Ende der 20er-Jahre des
19. Jahrhunderts Zugang zumNachlass LuigiGattis
(vgl. oben) und offenbar auch zuQuellen zumWerk
JohannMichael Haydns hatte, bereicherte er denBe-
standderDommusikmit zahlreichenAbschriften von
Werken dieserKomponisten und brachte ihreWerke
auch immerwieder zurAufführung.
1824 bekamSalzburgmitAugustinGruber (1763–
1836) nach einer langen Verwaltung der Erzdiöze-
se durchAdministratoren282 einen neuenFürsterzbi-
schof, der sofort Akzente setzte: Gleich amBeginn
seinerAmtszeit weihte ermehrere neue Suffraganbi-
schöfe, 1825 folgte die Installation des neuenDomka-
pitels und die Feier des Jubeljahres sowie 1828 das
278Vgl. S. 241.
279Vgl. AES, Dommusikverein und Mozarteum, AT-AES-
1.2.AXd 262.
280AES,Dommusikverein undMozarteum,AT-AES-1.2.AXd
522.
281CatalogusMusicalis in EcclesiaMetropolitana conscriptus
13 Julÿ annoMDCCCXXII [später hinzugefügt:] ab Joa-
chimo Fuetsch M[anu propria] Chori dirigente, zwei im
Wesentlichen identischeBände,AES, o. Sign.
2821812–1814: SigismundChristophGraf vonZeil undTrauch-
burg, 1816–1822: LeopoldMaximilianGraf vonFirmian.
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Musik am Dom zu Salzburg
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Titel
- Musik am Dom zu Salzburg
- Untertitel
- Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
- Autoren
- Eva Neumayr
- Lars E. Laubhold
- Ernst Hintermaier
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-540-0
- Abmessungen
- 21.0 x 30.2 cm
- Seiten
- 432
- Kategorie
- Kunst und Kultur